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Nach vollendeter Gärung (Ende (Oktober oder Anfang November)
wird der wein in ein anderes, gereinigtes Faß abgestochen. Das Faß
ist vorerst nicht ganz zu füllen und mit Gärspund zu versehen. Ls soll
noch eine kleine Nachgärung erfolgen. Erst nach deren Beendigung
soll das Faß verspundet werden. Die Rellerwärme ist durch (Öffnen
und Schließen der Fenster auf 8—J0° C zu halten. Der wein schwindet,
d. h. er wird durch Verdunstung weniger. Um die tust, die Schimmel-
und Essigpilze erzeugt, abzusperren, muß alle 3—H Wochen Apfelwein
nachgefüllt werden. Damit der wein beim verbrauche durch das
allmähliche Abzapfen nicht leicht, schal und krank wird, soll er vorher
in kleinere Gebinde abgezogen werden.
Es ist vorteilhaft ein Gemisch von möglichst vielen Sorten zur
Weinbereitung zu verwenden, wo Gbst von milderem Rlima zur Ver¬
wendung kommt, mag 1/3 Gebirgsobst beigemischt werden. Steht herbes
Gbst zur Mischung nicht zur Verfügung, so verwende man 3—5% herbe
Mostbirnen, und wo auch diese fehlen, dienen etwas Schlehen als Ersatz.
Das Relterobst muß ausgereift sein um möglichst viel Zucker zu enthalten.
Unreifes Gbst läßt man auf Kaufen gelagert 8—JO Tage nachreifen.
Auch aus Fallobst kann wein bereitet werden. Soll aber das Getränk
nicht als Most, sondern als wein verwendet werden, so ist ein Zu-
satz von Zucker und Wasser nötig. Am besten empfiehlt es fich auf
s00 l Saft s0—\2 kg Zucker und ^0—1 Wasser beizusetzen.
Gbstwein ist ein erfrischendes, durststillendes Getränk. Seine Her¬
stellung ist bei entsprechender Reinlichkeit gar nicht schwierig. Es lassen
sich hiezu fast alle, selbst kleine, fleckige, wurmbefallene und unreife
Früchte mit Nutzen verwerten. Apfelwein ist infolge seiner anregenden,
gesunden und erfrischenden Wirkung dazu geeignet ein Haus- und
Arbeitergetränk zu werden. Er kommt bei Verwendung selbstgezogener
Gbstarten weit billiger als Bier und Schnaps. Apfelweinbereitung und
Apfelweingenuß ist somit vom volkswirtschaftlichen wie auch vom gesund¬
heitlichen Standpunkte aus zu fördern.
Nach Dr. Kreisel, H. Strauch und Rebholz.
89. Feinde unserer Obstanlagen.
I.
Wenn im Frühjahr die Apfelblüten hervorbrechen, sind an
manchen Knospen die Blattspitzen wie mit unsichtbaren Fäden zu¬
sammengehalten. Sie wollen sich entfalten; aber es gelingt ihnen
nicht. Wer eine Nadel nimmt und die zusammengefalteten Blätter
behutsam öffnet, kommt der rätselhaften Erscheinung bald auf den
Grund. Ein Räupchen von gelbgrüner oder auch bräunlicher Färbung
mit glänzend schwarzbraunem Köpfchen hat sich hier eingenistet. Es
hat die Knospe an der Spitze mit feinem Seidenfaden zusammenge-