Contents: Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen

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mit ihnen einen Frieden, in welchem er ihnen Thrazien mit dem Rechte 
einräumte, ihre eigenen Sitten und Gesetze beizubehalten, wogegen sie ihm 
ein Hilfsheer von 40 000 Mann stellen mußten. 
Theodosius, der Große genannt (379—395), vereinigte nach dem Tode 
Valentinians II., der gleich seinem Bruder und Vorgänger Gratian 
ermordet worden, noch einmal das ganze römische Reich (394). Er war 
ein Feind des Arianismus und erließ die strengsten Befehle zur Ausrottung 
des Heidentums. Die Tempel wurden geschlossen, die heidnischen Altäre 
niedergerissen. Das Ansehen der christlichen Kirche zeigte sich in der frei¬ 
willigen Annahme einer strengen Kirchenbuße, die der Bischof Ambrosius 
von Mailand dem Kaiser für das Blutbad in Thessalonich auferlegte. Vor 
seinem Tode teilte er das Reich unter seine beiden minderjährigen Söhne: 
Honorius und Arkadius. Der erstere erhielt das abendländische 
oder weströmische Reich unter der Vormundschaft des Stilicho, der 
letztere das morgenländische oder oströmische unter der des Rufinus. 
§ 45. 3Uavid), der Wchgotenkönig. 
(403—410.) 
Nach dem Tode des Theodosius brachen die Goten den geschlossenen 
Vertrag und verwüsteten die Provinzen des morgenländischen Reiches. Von 
Jllyrien setzten sie dann unter ihrem tapfern König Alarich nach Italien 
über; sie wurden jedoch durch Stilicho nach der blutigen Schlacht bei 
Pollentia (402) zum Rückzüge genötigt. Der geschwächte Alarich er¬ 
schien indessen immer noch so furchtbar, daß Stilicho einen Vertrag mit 
ihm schloß, durch welchen er ihn zum Oberfeldherrn über Jllyrien ernannte. 
Das kaum gerettete abendländische Reich wurde von einer neuen Gefahr 
bedroht durch Radagais, einen deutschen Fürsten, der an der Spitze 
eines zahlreichen, aus verschiedenen Völkerschaften zusammengesetzten Heeres 
bis Florenz vorgedrungen war. Auch er wurde von Stilicho besiegt und 
soll hingerichtet worden sein. Stilicho hatte indessen, um Italien zu ver¬ 
teidigen, die meisten Provinzen von Truppen entblößen müssen, und so ging 
eine derselben nach der andern an deutsche Volker verloren. In Gallien 
hatten sich die Franken ausgebreitet; in den Rhonegegenden ließen 
sich die Burgunder nieder; Spanien wurde von den Sueven und 
Vandalen erobert. Italien selbst genoß nicht lange der kaum gewonnenen 
Ruhe. Alarich, dem der zugesagte Tribut nicht gezahlt worden war, er¬ 
schien aufs neue in Italien, und als Stilicho, der die Unmöglichkeit eines 
glücklichen Krieges gegen die Goten einsah, auf dessen Befriedigung drang, 
lieh Honorius den zahlreichen Gegnern des verdienstvollen Staatsmannes, 
die denselben des geheimen Einverständnisses mit dem Gotenkönig und staats¬ 
verräterischer Pläne beschuldigten, ein williges Ohr. Stilicho wurde mit 
seinem Sohne hingerichtet (408). Alarich belagerte hierauf die Stadt 
Klein, Weltgeschichte. 10. Aufl. 8
	        
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