Full text: Lehrbuch der Erdkunde für höhere Schulen

184 Europa. 
Becken, das sich in dem schlachtenreichen Marchfelde jenseits der Donau 
weit nach Norden erstreckt, sich aber auch diesseits zwischen Wiener Wald 
und Leithagebirge tief in die Alpen hineinzieht. 
In diesem Becken treffen sich die beiden wichtigsten Verkehrszüge 
der Monarchie, die Donaustraße mit der nordsüdlichen Ostalpenstraße, 
die nördlich die March entlang zur Mährischeu Pforte und nach Nord¬ 
westen zum Elbedurchbruche führt. Daher liegt auch hier die größte 
Wien. Stadt des Reiches, Wien, in herrlicher Umgebung am Fuße des Wiener 
Waldes. Prachtvolle Bauten, aus dem Sandsteine des benachbarten 
Gebirges errichtet, zieren das Innere der Stadt, in deren Straßen 
sich ein frisches Leben bewegt. Hier blüht ein lebhafter Handel und 
rege Industrie. Zugleich ist Wien der geistige Mittelpunkt des Reiches. 
Es besitzt eine Universität, eine technische Hochschule und große natur- 
historische Sammlungen. Seine Bewohner sind vorwiegend Deutsche, ein 
eigenartiger Menschenschlag, der sich ähnlich dem Berliner von den übrigen 
Landsleuten abhebt. Wie jener ist er außerordentlich stolz auf feilte 
Stadt. Durch seine liebenswürdige und zuvorkommende Lebensart, durch 
seine Heiterkeit und Lebenslust gleicht aber der „fesche" Wiener mehr 
uoch dem Pariser. 
Ethno- Wie in Wien wiegen in den Alpenländern überhaupt die Deutschen 
nrn,J"f' vor. Im Süden der Alpen, im sogenannten Welschtirol, treffen wir 
Italiener und in einigen Tälern Räto-Romanen, Reste der ehe- 
maligen Bewohner dieser Gebiete, der Räter, die mit den Kelten zu- 
sammen einst romauisiert wurden. Sie wurden dann später im Norden 
durch Deutsche bayrischen und schwäbischen Stammes ausgesogen. 
Die heutigen Deutschösterreicher sind zum größten Teile Bayern; 
Schwaben finden sich nur in Vorarlberg. Vou Osten aber drangen 
slawische Völker in das Alpengebiet eiu. Slowenen oder Winden sitzeu 
heute hauptsächlich zwischen Dran und Save und im Karst, also in 
Jstrien, Krain, Süd-Kärnten und Süd-Steiermark. An der adriatischen 
Küste liegen italienische Ortschaften; daher ist auch das Italienische die 
österreichisch-uugarische Seemannssprache. 
§278. In den vorwiegend gebirgigen Alpenländern hat sich die Be- 
Wirt- Völkernng nirgends stark verdichten können. Der Ackerbau kommt hier 
Verhält- als Erwerbsquelle kaum in Betracht und die Erzeugnisse der Forstwirt- 
msse. schuft und der Viehzucht reichen zur Ernährung einer zahlreichen Be- 
Sied- völkernng nicht aus. Die vorhandenen größeren Siedlungen sind inner- 
halb der Alpen hauptsächlich durch deu Verkehr sowie in einzelnen 
Gegenden durch Gewerbtätigkeit emporgewachsen. In Vorarlberg blüht 
eine lebhafte Baumwollenweberei. Die Hauptstadt des Laudes, Bregenz, 
der österreichische Hafen am Bodensee, ist der Ausgangspunkt der Vor- 
arlbergbahn. 
Innerhalb des Gebirges finden wir im verkehrsreichen Jnntale, 
dort, wo sich die Brennerstraße abzweigt, Innsbruck, die Hauptstadt 
Tirols mit einer Universität. An der Fortsetzung der Brennerstraße 
liegen die Marktorte Bozen und Trient, dieses Mittelpunkt von 
Welschtirol. Bozen ist Kurort; es erfreut sich eines überraschend milden 
Winterklimas, das überhaupt viele der südlichen Alpentäler auszeichnet.
	        
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