Full text: Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands

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doch Schaden an seiner Seele?“ Das Wort Gottes ist nie 
ohne Wirkung, beweiset seine durchdringende Kraft bald als ein 
milder befruchtender Regen, der langsam das Erdreich tränkt, bald 
wie ein Gewitterschauer, der, wenn der rollende Donner das Land 
umher erschüttert hat, in gewaltigen Strömen herabflieszt. Hier be¬ 
wies es sich wie die Traufe, die langsam, aber doch sicher den 
härtesten Stein aushöhlt. Die wiederholten Hammerschläge hatten 
das Herz des Mannes endlich mürbe gemacht. In der Scheune 
klang ihm immer noch die Warnung jenes Spruches in den Ohren, 
und wie sehr er sich auch mühte, durch die kräftigen Schläge seines 
Dreschflegels die innere Stimme zu übertäuben, sie schrie immer 
lauter und liesz ihm keine Ruhe. Endlich konnte er es nicht länger 
aushalten, er warf den Dreschflegel weg und lief nach Hause, um 
seiner Frau zu sagen, aus ihrer gestrigen Verabredung könne nichts 
werden, er möge nicht um ein paar schnöder Thaler willen sein 
Seelenheil auf’s Spiel setzen. Und, siehe, als er zur Thür hinein¬ 
tritt, kommt ihm schon seine Frau mit derselben Erklärung ent¬ 
gegen : denn auch ihr hatte das göttliche Wort sich als Haken in’s 
Herz geworfen, der immer tiefer hineindrang, je mehr sie sich 
mühte, ihn herauszureiszen. Sie lieszen die Erbschaft unangefochten 
und nahmen, was ihnen bei der Theilung zufiel. 
180. Dr. Martin Luther’s Lied von der Bibel. 
Wo keine Bibel ist im Haus, 
Ha sieht’s gar öd’ und traurig aus, 
da kehrt der böse Feind gern ein, 
da mag der liebe Gott nicht sein. 
Drum Menschenkind, drum Men¬ 
schenkind, 
dasz nicht der Böse Raum gewinnt, 
gieb deinen letzten Thaler aus 
und kauf ein Bibelbuch in’s Haus! 
Schlag’s mit dem ersten Lächeln auf, 
hab’ all’ dein Sehn’n und Sinnen 
drauf. 
Fang' drin die A-b-c-schul’ an 
und buchstabier’ und lies sodann, 
und lies dich immer mehr hinein, 
schlag’ auf darin dein Kämmerlein, 
und lies dir immer mehr heraus, 
mach’ dir ein wahres Bollwerk draus, 
und pflanze still hoch oben drauf 
die allerschönsten Sprüchlein auf; 
hell lasz sie flattern, muthig weh’n, 
als deine Banner lasz sie seh’n, 
als deinen Schild drück’s an dein 
Herz 
und halt’ dich dran in Freud’ und 
Schmerz. 
0 du mein liebes Menschenkind, 
hast du noch keins, so kaufs ge¬ 
schwind, 
und ging dein letzter Groschen drauf, 
geh’, eile, flieg’ und schlag’ es 
auf, 
lies mit Gebet und schlag es du 
nur mit des Sarges Deckel zu. 
Des Lesens und des Lebens Lauf 
beginn’ und höre mit ihm auf.
	        
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