Erster Zeitraum — § 6. Die Unterwerfung der süditalischen Griechen. 21
eines Volksfestes Anker. Der vom Festjubel berauschte Pöbel
wird von Demagogen aufgehetzt. Berufung auf einen längst
verschollenen Vertrag, wonach kein römisches Kriegsschiff
das lacinische Vgb. umschiffen dürfe. Die Mannschaft wird
überfallen, fünf Schiffe gehen verloren; die römische Be¬
satzung von Thurii wird zur Übergabe gezwungen.
Posthumius, als Gesandter Roms nach Tarent geschickt,
fordert Genugthuung und wird verhöhnt (Gegensatz der grie¬
chischen Beweglichkeit zu der steifen Würde des Römers;
des Posthumius Unbeholfenheit in griech. Ausdruck), zuletzt
gröblich beschimpft. Roms Ehre verpfändet.
III. Der Krieg. 282—72. 1) Tarent ruft angesichts
des drohenden Krieges (ähnlich wie bei den Kriegen mit den
Sabellern) einen griech. Söldnerführer herbei. Pyrrhus von
Epirus, ein ritterlicher und tüchtiger, aber unstäter und aben¬
teuerlustiger Heerführer aus der Familie Alexanders des
Grossen, der jüngst im Kampfe um dessen Erbe das eben
gewonnene Macedonien verloren hatte, landet 280 v. Chr. mit
20000 Fusssoldaten, 2500 Leichtbewaffneten, 3000 Reitern
und 20 Elefanten in Tarent. Absicht, sich ein neues grosses
Reich im Westen zu gründen. Er beseitigt die Zuchtlosig¬
keit in Tarent durch Aufhebung der Volksversammlungen
und politischen Vereinigungen, zieht die Bürger zum Kriegs¬
dienst heran und gebietet unumschränkt in der Stadt. Der
römische Konsul Valerius Lävinus wird bei Heraklea am
Siris auf tarentinischem Gebiet geschlagen. Ungewohnter
Anblick der Elefanten. Sieg der Phalanx in Verbindung mit
der tüchtigen Reiterei über die Legion.
Folge: Anschluss der süditalischen Bundesgenossen Roms
an Pyrrhus; daher dessen Vorstellung, Roms Kraft sei ge¬
brochen. Der Redner Ci ne as, nach Rom zur Ünterhand-
lung geschickt, wird vom Senat auf die Mahnung des alten
blinden Appius (s. o. § 4, II, C, 4) zurückgewiesen: Rom
könne nicht mit einem Feinde unterhandeln, der noch auf
dem Boden Italiens stehe. (Bericht des Cineas, Rom sei ihm
wie eine Stadt der Götter und der Senat wie ein Rat von
Königen erschienen.) Pyrrhus’ Zug in die Nähe Roms (Prä¬
neste); die Einnahme der Stadt scheitert an der Festigkeit
der Bürger. Römische Heere im Rücken nötigen Pyrrhus
zum Rückzug. Neue Friedensunterhandlungen bei der Un-
erschütterlichkeit des unbestechlichen römischen Gesandten
Fabricius vergeblich. (S. § 8, II, b, 6.)*)
*) Pyrrhus schickt die römischen Gefangenen ohne Lösegeld zurück.
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