89. Vier Räthsel.
1. Nimm mir das rothe Schloß vom
Mund,
so thu' ich dir was neues kund.
2. Gott sieht es nie, der Kaiser selten,
doch jeden Tag der Bauer Velten.
3. Feuer löscht sonst Wasserflut,
mich setzt Wasser erst in Glut.
4. Mit Last beladen kann ich gehn;
nimm mir die Last, so muß ich
stehn.
70. Gott sieht auf die Kinder.
1. Aus dem Himmel ferne,
wo die Englein sind,
schaut doch Gott so gerne
her ans jedes Kind,
2. höret seine Bitte
tteu bei Tag und Nacht,
nimmt's bei jedem Schritte
väterlich in Acht,
3. giebt mit Vaterhänden
ihm sein täglich Brot,
hilft an allen Enden
ihm aus Angst und Noth,
4. sagt's den Kindern allen,
daß ein Vater ist,
dem sie wohlgefalleu,
der sie nie vergißt.
71. Nein Engel, weiche nicht.
1. Mein Engel, weiche nicht, wenn ich mich schlafen lege,
breit’ deine Flügel aus, dasz sich kein Unfall rege;
wehr’ auch das Böse ab, so mich im Traum anficht,
dasz rein die Seele bleib’! Mein Engel, weiche nicht!
2. Mein Engel, weiche nicht, wenn ich vom Schlaf aufstehe
und nach des Herrn Befehl an mein Geschäfte gehe;
halt’ mich zu jeder Stund’ ihm treu und meiner Pflicht;
ich folge deinem Wink. Mein Engel, weiche nicht!
3. Mein Engel, weiche nicht, wenn ich soll Kummer tragen :
ob schwer, ob lang er sei, lasz mich doch nicht verzagen;
wisch’ ab mit Liebeshand den Schweisz vom Angesicht
und stärk’ die müde Seel’. Mein Engel, weiche nicht!
4. Mein Engel, weiche nicht, wenn ich einmal soll scheiden
von Welt und Freud’ und Lieb’, o hilf mir’s thun mit Freuden!
Kehr’ zu den Lieben dich, zu ihnen schwebe hin,
wenn ich zur Ruh’ gebracht, zu Gott gefuhret bin.
72. Die Hirtenflöte.
Ein König hatte einen Schatzmeister, der sich vom Hirtenstabe zu die¬
sem wichtigen Amte aufgeschwungen hatte. Der Schatzmeister wurde aber
bei dem Könige verklagt, daß er die königlichen Schätze veruntreue und die
geraubten Gelder und Kostbarkeiten in einem eigenen Gewölbe mit eiserner