Full text: Für einen einjährigen Unterricht in einer unteren Klasse berechnet (Kursus 1)

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Mittlere Geschichte. 
tlgsten Fäuste auf seiner Seite hatte, der hatte -ei solchen Kämpfen das beste 
Recht und man nennt daher solche Zeit die Zeit des Faustrechtes. 
Adalbert ließ im Jahre 1065 in Worms von den versammelten 
Fürsten seinen Zögling für mündig erklären, um Hanno von allem Antheil 
an der Regierung auszuschließen. Aber bereits int folgenden Jahre (1066) 
waren die Großen der Willkür Adalbert's müde und erklärten auf der Fürsten¬ 
versammlung zu TribnrH dem König, daß er entweder die Krone nieder¬ 
legen oder Adalbert entlassen müsse. Heinrich wählte das Letztere. Hanno 
von Köln trat wieder in seine einflußreiche Stellung, während Heinrich sich 
fast gar nicht um die Regierung kümmerte. 
Im Jahre lO^ff) wurde Otto von Nordheim, der Herzog von 
Baiern, weil er, dem Befehle des Königs ungehorsam, vor dem Fürstentage 
zu Mainz nicht erschien und zu den Waffen griff, seines Herzogthums für 
verlustig erklärt. Er verband sich mit Magnus, dem Herzog von Sachsen. 
Beide aber mußten sieh 1071 dem König unterwerfen. Nach einiger Zeit 
wurde zwar Otto von Heinrich freigelassen, Magnus aber auf den Rath 
Adalbert's der sein und der Sachsen erbitterter Feind war, ans der Harz¬ 
burg H gefangen gehalten. Zugleich ließ der König, um seine Herrschaft in 
Sachsen zu sichern durch das ganze Land feste Schlösser aufführen, mit frän¬ 
kischen Kiiegsknechten, die die Gegend umher ausplünderten und die Land¬ 
leute bedrückten. Da traten endlich die sächsischen Großen unter Otto von 
Nordheim zu einem Bunde zusammen und zogen, 60,000 Mann stark rasch 
gegen Goslar, wo Heinrich sich eben aufhielt (1073). Wie ein aufgescheuch¬ 
tes Reh floh der überraschte König in hastiger Eile durch tiefe Wälder und 
Bergschluchten durch Hessen, nach dem Rhein. Auch hier erfuhr Heinrich 
gar bald die Unzufriedenheit der übrigen Fürsten mit seinem Regiment und 
mußte sich endlich, nachdem er schon Magnus von Sachsen freigegeben, auch 
noch der Bedingung unterwerfen, daß die im Sachsenlande erbauten Burgen 
niedergerissen, und Baiern an Otto von Nordheim zurückgegeben würde. 
Heinrich selbst begab sich 1074 nach Sachsen und ertheilte hier mjt schwerem 
Herzen den Befehl zur Zerstörung der Festen. Auch die Ringmauern und 
Festungswerke seiner geliebten Harzburg sah er abtragen, und nur die 
innern Gebäude, die Kirche und das Kloster blieben verschont. In trüber 
Stimmung kehrte Heinrich an den Rhein zurück. 
Aber schon am dritten Tage nach des Königs Abreise fielen die Sach¬ 
sen, namentlich die Bauern der benachbarten Dörfer, wüthend über die noch 
stehenden Gebäude der Harzburg her, zündeten die Kirche an, raubten die 
Kirchenschätze, rissen die Leichen von Heinrichs Bruder und Sohne aus der 
Gruft und machten Alles dem Boden gleich. 
Da flammte Heinrich's Zorn von Neuem aus. Er söhnte sich mit den 
übrigen Fürsten aus, vermochte sic durch Bitten und Versprechungen zu einem 
Kriege gegen die Sachsen und brachte mit ihrem Beistände ein mächtiges 
Heer auf. Mit diesem überfiel er im Juni 1075 die an der Unstrut*) 
J) Drib nr, königliche Pfalz in Franken; Mainz südöstlich gegenüber. — Die 
Harzbürg, südöstlich von Goslar, am Nordabhange des Harzes. — Die Unstrut, 
linker Nebenfluß der Saale. Die Schlacht war unweit der Orte Langensalza und 
Hohenburg, nach welchen dieselbe auch benannt wird.
	        
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