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sprechen, bevor er gewiss weiß, dass er es halten kann. Ueberdenke
regelmäßig, was du am verflossenen Tage gethan hast, ehe der Schlaf
deine Augen schließt. Bevor Amerika entdeckt war, dachten die Euro¬
päer nicht leicht an's Auswandern in fremde Erdtheile. Die meisten
Vögel fangen im Frühlinge schon eher an, ihre Nester zu bauen, als
die Bäume und Sträucher sich belauben. Bevor die Hochmeister des
deutschen Ordens ihren Wohnsitz nach Marienburg verlegt hatten,
lebten sie in Italien.
25.
Der Mensch wird Ruhe und Zufriedenheit in seinem Her¬
zen haben, sofern er Gott fürchtet und Recht thut.
Die Sonne geht überall auf der Erde binnen 24 Stunden
auf und unter, nur nicht innerhalb der Polarkreise. Der Mensch
darf Freude und Vergnügen gemessen, jedoch ohne seine Seele
zu beflecken. Der Mensch kann und soll nach Gottes Willen
und mit Gottes Hülfe frei werden, wenn er sich nur nicht
. selbst zum Sklaven seiner Lüste macht.
Das Meer wird nicht grösser, obgleich alle Flüsse sich in
dasselbe ergiessen. Wiewohl der Wallfisch ein Fisch heisst
und im Wasser lebt, so gehört er doch nicht zu den Fischen,
sondern zu den Säugethieren. Wenn auch Himmel und Erde
vergehen, so wird doch Gottes Wort nicht vergehen. Un¬
geachtet der Affe die dem Menschen am meisten ähnliche Ge¬
stalt hat, so steht er doch weiter hinter demselben zurück, als
manches andere Thier. Wenngleich die Gewitter häufig grosse
Verheerungen anrichten, so ist ihr Nutzen doch bedeutender
als ihr Schaden.
Viele Menschen klagen über schlechte Zeiten, aber sie
thun Nichts, um die Zeiten besser zu machen. Die Güter der
Erde verlieren mit der Zeit ihren Werth, aber Wahrheit und
Tugend werden durch keine Jahre geschwächt.
26.
Sage mir, mit wem du umgehest, so will ich dir sagen, wer du
bist. Wenn sich der Bauer nicht bückt, so ackert er schlecht. Wer
nicht hören will, muss fühlen. Der Geizige muss Hunger leiden,
weil der Teufel die Schlüssel zum Geldkasten hat. Wer Jedermanns
Freund sein will, muss Jedermanns Narr sein. Die Liebe gibt sich
reich, der Geiz aber nimmt sich arm. Wo Gott uns vorangeht, da
ist uns kein Riegel im Wege. Wer Gott fürchtet, hat nichts Anderes
zu fürchten. Die Sünden gehen zwar mit Lachen ein, aber mit
Weinen gehen sie wieder aus. Wer einmal stiehlt, heißt allemal ein
Dieb. Wenn Jemand in Gefahr ist, so rette ihn zuerst, und dann