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1786—1871: Deutschland und Frankreich. 
Amerika und vertraute sich schliefslich der Grofsmut der Engländer 
an. Der Wiener Kongrefs schickte ihn als Gefangenen nach St. Helena, 
1821 wo er nach 6 Jahren starb. 
Wenige Tage nach Ankunft der Feinde kapitulierte Paris und 
nahm stillschweigend Ludwig XVIII. wieder auf. Die beiden Kaiser 
und der König von Preufsen eilten aus dem Hauptquartiere von Heidel¬ 
berg herbei. Es gelang den französischen Diplomaten und ihren Werk¬ 
zeugen, den Zaren zur Milde zu stimmen. Frankreich wurde nur die 
Rückgabe der geraubten Kunstschätze, die Beschränkung der Grenzen 
auf die des Jahres 1790, die Kosten des letzten Krieges im Betrage 
von 700 Million Frank und die Unterhaltung fremder Truppen in den 
Nordost grenzen und in einigen Festungen auf 5 Jahre auferlegt. 
Sein Umfang blieb gröfser als vor der Revolution. Die Selbstüberhebung 
der Franzosen war nicht gebrochen. Ihr Hafs übertrug sich zunächst auf die 
Bourbonen („Der heilige Bund“ der 3 Hauptmächte). 
165. Der Wiener Kongrefs. Die grofsartigste und wichtigste Ver¬ 
sammlung der neueren Zeit, welche von den bedeutendsten Diplomaten 
Europas besucht war, wie Metternich, dem Freiherrn von Gentz, 
Wellington, Talleyrand (Stein nur als Privatmann), war der 
Mehrzahl nach reaktionär gesinnt und entsprach nicht den Erwartungen 
des Volkes. Besonders die sächsische und die polnische Frage, 
sowie die Abneigung Metternichs gegen Preufsen wufste der ränkevolle 
Talleyrand zur gröfsten Erbitterung der Gemüter auszunutzen, so dafs 
nur die Wiederkehr Napoleons den Ausbruch eines Krieges unter den 
Verbündeten verhinderte. 
Preufsen erhielt trotz seiner hervorragenden Beteiligung am 
Freiheitskampfe sogar eine etwas kleinere Grenze, aber etwas mehr 
Bevölkerung, als es vor seinem unglücklichen Kriege hatte: ziemlich 
die Hälfte des Königreiches Sachsen, es tauschte für Lauenburg, das 
an Dänemark kam, den Rest von Schwedisch-Pommern ein, verlor Ost¬ 
friesland und damit seine Verbindung mit der Nordsee, Ansbach und 
Baireuth. Sein Gebiet war schmal, weit ausgestreckt und unterbrochen. 
Oesterreich wurde für den Verlust von Belgien und Vorder¬ 
österreich (an wen?) mit Venedig, Lombardei und der Abrundung sei¬ 
ner Grenzen entschädigt. 
Selbst den Rheinbundfürsten wurden ihre Besitzungen gelassen 
oder sogar vermehrt. Hannover war fortan Königreich. 
Die Schweiz blieb selbständig und wurde mit einigen Vergröfse- 
rungen, welche 3 Cantone bildeten, bedacht. Nach Italien kehrten 
die alten Dvnastieen zurück. Im übrigen Europa wurden 3 neue 
Königreiche gebildet: Belgien-Holland als Königreich der vereinig¬ 
ten Niederlande, das Grofsherzogtum Warschau als Königreich 
Warschau, das aber unter russischem Schutze staud, und das König¬ 
reich Norwegen, das mit Schweden vereinigt wurde. Die Republik 
der jonischen Inseln kam unter den Schutz Englands, das Malta, Hel¬ 
goland und das Kapland behielt. 
Zuletzt wurde auf Grund eines von Metternich eingereichten Ent¬ 
wurfes von einer allgemeinen Konferenz der deutschen Bevollmächtig¬ 
ten die Bundesakte (20 Artikel) unter dem Proteste der depossidierten 
Fürsten (und des Papstes) abgefafst und unter den Schutz der euro¬ 
päischen Mächte gestellt.
	        
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