3. Zwei Engel sind hereingetreten,
kein Auge hat sie kommen sehn;
sie gehn zum Weihnachtstisch und beten
und wenden wieder sich und gehn:
4. „Gesegnet seid, ihr alten Leute,
gesegnet sei, du junge Schar!
Wir bringen Gottes Segen heute
dem braunen wie dem weihen Haar!
5. Iu guten Menschen, die sich lieben,
schickt uns der Herr als Boten aus,
und seid ihr treu und fromm geblieben,
wir treten wieder in dies Haus." —
6. Kein Ohr hat ihren Spruch vernommen;
unsichtbar jedes Menschen Blick
sind sie gegangen, wie gekommen;
doch Gottes Segen blieb zurück.
35. Des kremäen Kinctes heiliger Christ«
Von fricdnch Rudtert.
Gediente. Auswahl des Verfassers. 1. Teil. Frankfurt a. M. 1851. 8. 191.
1. Es läuft ein fremdes Kind
am Abend vor Weihnachten
durch eine Stadt geschwind,
die Lichter zu betrachten,
die angezündet sind.
2. Es steht vor jedem Haus
und sieht die hellen Räume,
die drinnen schaun heraus,
die lampenvollen Bäume;
weh wird's ihm überaus.
3. Das Kindlein weint-und spricht:
„Ein jedes Kind hat heute
ein Bäumchen und ein Licht
und hat dran seine Freude,
nur bloß ich armes nicht.
4. An der Geschwister Hand,
als ich daheim gesessen,
hat es mir auch gebrannt;
doch hier bin ich vergessen
in diesem fremden Land.
5. Läßt mich denn niemand ein
und gönnt mir auch ein Fleckchen?
In all den Häuserreih'n
ist denn für mich kein Eckchen,
und wär' es noch so klein?
6. Läßt mich denn niemand ein?
Ich will ja selbsch nichts haben;
ich will ja nur am Schein
der fremden Weihnachtsgaben
mich laben ganz allein."