Metadata: Lehrbuch der allgemeinen Geographie

— 7 — 
§ 13. 
Als die ersten Weltumsegler in der Heimat landeten, erstaunte man 
nicht wenig, daß sie in ihrer Zeitrechnung um einen Tag zurück waren; 
spatere hatten einen Tag mehr, als die Bewohner der Heimat. Aus § 12 
erhellt, daß die Weltumsegler, welche von W. nach O. fahren, mit jedem 
Grade 4 Minuten eher Tagesanbruch haben, als die Leute der Heimat, 
daß dagegen diejenigen, welche von O. nach W. ihre Fahrt antreten nnd 
vollenden, mit jedem Grade 4 Minuten später Tagesanbruch erhalten. 
360 X 4 = 1440 Minuten = 24 Stunden oder 1 Tag. 
§ 14. 
Da die Erde die Gestalt einer Kugel besitzt, die Licht und Wärme 
spendende Sonne aber eine Kugel zu gleicher Zeit nicht vollständig, sondern 
nur zur Hälfte erleuchten kann, so erhält nur die der Sonne zugewandte 
Hälfte der Erde (Halbkugel) das Sonnenlicht: sie hat Tag, während die 
andere, die abgewandte Halbkugel, von der Sonne kein Licht empfangen 
kann oder Nacht hat. Es scheint zwar, als ob die Sonne im Osten auf- 
gehe und im Westen untergehe, allein in Wirklichkeit beginnt die eine Hälfte 
der Erde sich der Sonne zuzuwenden, die andere von derselben sich abzu- 
wenden. 
8 15. 
Die Erde bewegt sich in 365 Tagen und einigen Stunden einmal 
um die Sonne herum; dnrch diese jährliche Bewegung der Erde entstehen 
die Jahreszeiten. Um sich dieselben einigermaßen zu erklären, muß man 
sich merken: 1) daß die Erdachse ans der Erdbahn nicht senkrecht steht, 
sondern mit derselben einen Winkel von 66%° bildet; 2) daß die Erdbahn 
den Himmelsäquator in einem Winkel von 23V20 durchschneidet. Ein Theil 
der Erdbahn liegt auf der nördlichen, der andere auf der südlichen Halb- 
kugel des Himmels. Ferner muß man nie außer Acht lassen, daß die Erd- 
achse sich immer parallel bleibt und nach derselben Stelle des Himmels 
gerichtet sein muß. Zur Erklärung der Jahreszeiten müssen wir also die 
Schiefe der Ekliptik und die Neigung der Erdachse auf der Ekliptik wohl 
beachten. (§ 4.) 
1) Am 21. December ist die Erde der Sonne am nächsten. Sie ist 
in ihrer schrägen Richtung an dem nördlichsten Punkte der Bahn angelangt. 
Dann ist die südliche Halbkugel der Sonne entschieden zugewandt, die nörd- 
liche eher abgewandt. Die senkrechten Sonnenstrahlen fallen Mittags 12 Uhr 
auf den Wendekreis des Steinbocks; die südliche Halbkugel hat Sommer 
und lange Tage, die nördliche aber Winter und kurze Tage. Für den 
Nordpol kann die Sonne gar nicht auf-, für den Südpol gar nicht nn- 
tergehen. 
2) In den folgenden Monaten steigt die Erde von dem Höhepunkt 
ihrer Bahn herab und gelangt gerade am 21. März am Himmelsäquator 
an. Nunmehr ist die nördliche und südliche Halbkugel der Sonne gleich 
zugewaudt; der senkrechte Sonnenstrahl fällt auf den Aequator der Erde 
(Mittags 12 Uhr), und die Erde wird bis zu den beiden Polen erleuchtet. 
Tag und Nacht sind anf der ganzen Erde gleich. Auf der nördlichen 
Halbkugel ist Frühling, auf der südlichen beginnt der Herbst. 
3) In den folgenden 3 Monaten eilt die Erde in ihrer schrägen 
Haltung dem südlichsten Punkte ihrer Bahn zu, welchen sie am 21. Juni
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.