Full text: [Teil 4 = Kl. 5 u. 4] (Teil 4 = Kl. 5 u. 4)

wilder Geselle; darum ging man ihm recht herzhaft zuleibe. Nicht 
weniger als acht Talsperren und Stauweiher waren erforderlich, um die 
ungebärdige Sippschaft der Boberflüsse zu bändigen. 
Eine solche Talsperre ist im wesentlichen ein aus Steinen erbautes 
starkes Wehr, das die heranbrausenden Fluten aufhalten und langsam ab¬ 
laufen lassen soll. Natürlich müssen auch die Ufer in der Nähe der Sperrmauer 
befestigt werden, wenn nicht die Natur das schon durch Felsen besorgt hat. 
Die bedeutendste und wichtigste Talsperre Schlesiens ist die zu Mauer. 
Sie befindet sich im Bober an einer Stelle, wo der Fluß ein Knie macht 
und die Felsenufer eine tiefe Rinne bilden. Hier sperrt eine Mauer von 
280 m Länge und 60 m Höhe einen langen Talkessel ab, der gefüllt einen 
kleinen See von 50 Millionen Kubikmetern Wasser aufhält. Natürlich 
war, wo solche Wassermassen abzufangen sind, besonders starkes Mauer¬ 
werk nötig; darum beträgt die Breite der Mauer, die von Ufer zu Ufer 
aus Felsgestein errichtet worden ist, am Grunde nicht weniger als 50 m 
und selbst am oberen Rande noch immer etwas über 7 m. Damit hat 
Schlesien die größte Talsperre Deutschlands und Europas, die sich mit 
den größten Anlagen der Welt, der Croton-Talsperre bei New Jork 
(72 m Höhe) und der Roosevelt-Talsperre (82 in Höhe), messen kann. 
Mehr als sieben Jahre waren notwendig, um das gewaltige Werk zu 
schaffen. Im Jahre 1904 begann der Bau, 1912 wurde er vollendet. 
Das Ablaufen des heranfließenden Wassers geschieht zu gewöhnlichen 
Zeiten durch am Grunde der Talsperre seitlich angebrachte Röhren, die 
man in das Felsenufer hineingebaut hat; sie münden vor der Talsperre 
in den Fluß. Bei Hochwasser findet das Wasser auch noch durch Löcher 
im oberen Teile der Sperrmauer einen Ausweg. 
Außer bei Mauer hat man dem Bober auch bei Buchwald im Riesen¬ 
gebirge einen Zaum angelegt; im Gebiet seiner Zuflüsse aber sind sechs 
Stauweiher und Talsperren vorhanden: im Zieder bei Grüssau, in der 
Lomnitz bei Erdmaunsdorf, im Heidewasser bei Herischdorf, im Zacken 
bei Warmbrunn und im Queis bei Friedeberg und Marklissa. Die Tal¬ 
sperre bei Marklissa ist die zweitgrößte Schlesiens. Im Katzbachgebiet 
und in der Grafschaft Glatz finden wir je zwei Stauweiher. Oberschlesien 
besitzt eine solche Schutzwehr bei Arnoldsdorf im Goldbach, einem Zuflüsse 
der vom Altvatergebirge kommenden Hotzenplotz. Jetzt ist man daran ge¬ 
gangen, in der Weistritz oberhalb Schweidnitz einen Stau zu errichten. 
Mit Recht vergleicht man die Talsperren und Stauweiher festen 
Zügeln, die der Mensch den schäumenden Gewässern anlegt, damit ihre 
ungestüme Kraft nach starken Regengüssen oder zur Zeit der Schneeschmelze 
nicht so verderblich werden kann. So sollen jene Bauten also zunächst 
das Land schützen. Es ist besser, so urteilte man, Millionen für geordnete 
Zwecke hinzugeben, als unberechenbare Werte an Hab und Gut beständig 
aufs Spiel zu setzen.
	        
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