Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

Das julische Kaiserhaus. 
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führte ihn schließlich bis zum Cäsarenwahnsinn, in dem er sich mit 
Jupiter verglich und für sich göttliche Ehren verlangte und sein Leibpserd 
zum Konsul ernannte. Der Kaiser machte während seiner Regierung 
einige belanglose Kriegszüge, für die er einen prächtigen Triumph feierte. 
Als seine Grausamkeit selbst das Leben seiner Umgebung bedrohte, bildete 
sich eine Verschwörung gegen ihn, und im Jahre 41 wurde er von einem 
Tribunen der Prätorianer ermordet. 
§ 200, Claudius. Er war der Oheim Caligulas und der erste 
Kaiser, der von den Prätorianern auf den Thron erhoben wurde. Er 
war eilt schüchterner, unbeholfener Mensch mit gelehrten Liebhabereien, 
regierte jedoch anfangs nicht untüchtig. Bald aber erwies er sich als 
schlaff, und die Macht lag in der Hand einer Palastregierung von 
Freigelassenen und Frauen. Seine erste Gemahlin, die herrschsüctige, 
grausame und ungeheuerlich sittenlose Messalina, die sogar in scham¬ 
loser Frechheit in seiner Abwesenheit sich mit einem römischen Ritter 
förmlich vermählte, ließ er ermorden. Er heiratete dann die nicht 
minder herrschsüchtige Agrippina die Jüngere, die Tochter des Germani¬ 
ens, die ihn vergiften ließ, um ihren Sohn aus erster Ehe, Lucius 
Domitius Nero, unter Verdrängung des zur Herrschaft berechtigten 
Britanniens, des Sohnes der Messalina, auf den Thron zu bringen. 
§ 201. [lero. Er regierte zuerst unter dem Einfluß seiner herrsch- 549^llg8 
süchtigen und vielgehaßten Mutter, die Anteil an der Regierung verlangte, 
deren Einfluß er sich aber zu entziehen suchte. Er wurde unterstützt von 
seinen Beratern, dem praefectus praetorio Afranins Burrus und 
seinem Erzieher, dem berühmten Redner und Philosophen Lucius An- 
naeus Seneca. Er stützte sich auf den Senat, dem mehr Anteil an 
der Regierung eingeräumt wurde. Im Jahre 55 ließ er den 13jährigen 
Britanniens, in dem er einen künftigen Nebenbuhler seiner Herrschaft fürchtete, 
vergiften. Dann ließ er feine Mutter 59 bei Bajae durch Soldaten er¬ 
schlagen. Auch seine Gemahlin Octavia ließ er töten, um die Poppaea 
Sabina, eine sittenlose Frau, heiraten zu können. 
Während Nero anfangs gemäßigt und dem Senat gegenüber rück¬ 
sichtsvoll regiert hatte, verwandelte sich der Charakter seiner Herrschast, 
seit er sich durch den Tod der Mutter frei fühlte, ins Gegenteil, besonders 
als Burrus starb und Seneca seinen Einfluß einbüßte und dagegen einer 
ber Gardepräfekten, Tigellinus, die größte Macht gewann. Der Kaiser 
lebte nur mehr den Leidenschaften der Schlemmerei und Wollust nnd 
seinen Launen; vor allem besaß er in maßloser Eitelkeit das geradezu 
närrische Streben, sich als Wettkämpfer, Gladiator. Schauspieler, Zither¬ 
spieler und Dichter zu zeigen, und trat als solcher öffentlich auf der Bühne 
oder im Circus maximus auf. So finden wir in Nero den Cäsaren¬ 
wahnsinn im höchsten Grade ausgebildet. Im Jahre 64 entstand in
	        
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