194 TI. Die Zeit neuer Staatenbildungen. 
zuwerfen. Als daher die mexikanischen Gesandten ihm in 
seinem schönen Schloß Miramar den Antrag überbrachten, 
nahm er ihn an, „so bald die Nation durch freie Abstim¬ 
mung ihn rufe." Und diese Abstimmung besorgte General 
Bazaiue, Forey's Nachfolger, indem er gegen den nord¬ 
wärts geflüchteten Juarez zog und die Stimmen der 
Ortschaften, die er unterworfen oder berührt, einsammelte; 
in Kürze hatten ihrer 2000 sich wirklich für Max erklärt, 
der sich demnach einreden konnte, vom Volke selbst ans 
den Thron Montezumas berufen zu seilt. Napoleon ver¬ 
sprach ihm, 25,000 Manu in Mexiko zu lassen, bis der 
neue Kaiser ein eigenes Heer ans Europäern und Ein¬ 
heimischen gebildet hätte, und ihm das nöthige Geld zu 
leihen, das abzuzahlen Max sogleich anfangen müsse. 
270 Mill. Fr cs. hatte die Expedition bereits gekostet. 
Der junge Kaiser schied schmerzbewegt von seinem 
lieben Miramar, holte erst in Rom den Segen des 
Papstes und zog dann mit seiner hoffnungstrunkenen Ge¬ 
mahlin Charlotte von Belgien, deren weiser Vater übrigens 
das Abenteuer gebilligt hatte, und einer kleinen Schaar 
von Oestreichent und Belgiern, die ihm freudig gefolgt 
waren, 12. Juni 64 in Mexiko ein. Eine edle Kraft von 
Josephs II. Art, die alles mit Hast und Feuer angriff, 
aber nichts zum Ziel führte. Während Bazaiue in den 
entlegenen weglosen Provinzen den Krieg gegen die Re¬ 
publikaner fortsetzte, suchte Max die zucht- und treulosen 
Parteien zu versöhnen, eine Verwaltung zu schaffen, ein 
Heer zu organisireit rc. Natürlich kannte er auch die 
Männer nicht, denen er sein Zutrauen schenkte, vergriff 
sich in manchen und durchkreuzte je und je die Plane des 
schärfer blickenden Bazaine. Das Kirchengnt den Käufern 
wieder zu entreißen, Protestanten auszuschließen und andere 
Forderungen des Papstes und der Klerikalen zu befriedi¬ 
gen, fand er unausführbar; so stieß^r aber diese ab, ohne 
doch die Liberalen zu gewinnen, die ihn völlig abhängig 
von Bazaine sahen. Dieser erlangte den Marschallstab, 
weil er Juarez über die Grenze nach Texas gejagt hatte;
	        
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