31. Die Herbstzeitlose.
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bockkraut, die Dotterblume, den goldhaarigen Hahnenfuß re. in
die Farbe der leuchtenden Morgensonne gekleidet, so macht sich
jetzt ein blasses Rot, von tausend und aber tausend Herbstzeit¬
losen herrührend, auf den fahlen Wiesen breit.
Zeitlose! Ein bezeichnender Name; denn diese Pflanze bildet
hinsichtlich der Zeit, in welcher sich ihre Teile entwickeln, zu
allen widern, die während des Jahres kommen und gehen, einen
entschiedenen Gegensatz.
Entfalten die übrigen Pflanzen während der wärmeren
Jahreszeit rasch nach einander im fröhlichen Sonnenscheine
Stengel, Blätter, Zweige, Blüten und Früchte, so steigt dagegen
die Blüte der Herbstzeitlose, alles Blätterschmuckes bar, als
lebendiges Fragezeichen ans der Erde empor, um nach kurzer
Zeit scheinbar spurlos zu verschwinden. Geheimnisvoll bildet
sich im Schoße der Erde die Frucht, die sich sechs Monate
darauf, nachdem längst die Wiese mit frischem Grün und leuch¬
tenden Blüten bedeckt ist, zugleich mit den Blättern, verstohlen,
als habe sie kein gutes Gewissen, unter die Kinder des Früh¬
lings mischt.
Die Herbstzeitlose kommt in unserem Vaterlande nur bis
zum 52. Grade der nördlichen Breite vor.
Wollen wir ihre Blüte genauer kennen lernen, so darf es
uns nicht verdrießen, verhältnismäßig tief in den Boden einzu¬
dringen. Endlich stoßen wir auf eine feste, nicht häutige oder
blätterige Zwiebel, aus welcher unmittelbar mehrere Blüten
sprießen.
Jede Blüte bildet eine fast spannelange Röhre, welche
trichterförmig sich erweitert und in sechs nervigen Blütenblättcrn
endet.
Aus der Sechsteilung der Blüte dürfen wir schließen,
daß die Zahl 6 bei dieser Blüte eine Rolle spiele. So ist es
auch. Wir bemerken in jeder Blüte außer dem Fruchtboden
und 3 Griffeln 6 Staubfäden, die da, wo sich die Röhre zum
Trichter erweitert, wechselweise höher an die Blütenkrone an¬
gefügt sind.
Die Blätter, welche, wie schon bemerkt, erst im nächsten
Frühling erscheinen, sind breitlanzettlich, nach unten und der
Spitze zu schmäler und steif.
Die Frucht ist eine aufgeblasene Kapsel mit mehreren
Fächern. Diese treten im reifen Zustande aus einander, springen
einwärts auf und enthalten schwarze Samenkörner, die als giftig
mit Recht in einem schlechten Ruse stehen.
Werden bisweilen im Herbst durch Überschwemmungen
die Blüten an ihrer Entwicklung gehindert, so sprießen sie im
.nächsten Frühling zugleich mit den Blättern hervor, sind aber
dann meist kleiner als getvöhnlich und haben unvollkommen ent-