25. Scheiden.
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Es trinkt daraus der Tscherokese *),
Ermattet,“ von der Jagd bestaubt;
Nicht mehr von deutscher Rebenlese
Tragt ihr sie heim, mit Grün belaubt.
O sprecht, warum zogt ihr von dannen?
Das Neckarthal hat Wein und Korn;
Der Schwarzwald steht voll finstrer Tannen;
Im Spessart klingt des Älplers Horn.
Wie wird es in den fremden Wäldern
Euch nach der Heimatberge Grün,
Nach Deutschlands gelben Weizenfeldern,
Nach seinen Rebenhügeln ziehn!
Wie wird das Bild der alten Tage
Durch eure Träume glänzend wehn!
Gleich einer stillen, frommen Sage
Wird es euch vor der Seele stehn.
Der Bootsmann winkt! — Zieht hin in Frieden 1
Gott schütz euch, Mann und Weib und Greis!
Sei Freude eurer Brust beschieden
Und euren Feldern Reis und Mais!
25. Scheiden.
Es ist bestimmt in Gottes Rat,
Daß man vom Liebsten, was man
hat,
Muß scheiden,
Wiewohl doch nichts im Lauf der
Welt
Dem Herzen, ach, so sauer fällt,
Als Scheiden, ja Scheiden.
So dir geschenkt ein Knösplein
was,**)
So thu es in ein Wasserglas;
Doch wisse:
Blüht morgen dir ein Röslein auf,
Es welkt wohl schon die Nacht darauf;
Das wisse, ja wisse!
Und hat Gott Liebes dir be¬
schert,
Und hältst du es recht innig wert,
Das Deine;
Es tvird nur wenig Zeit wohl sein,
Da läßt es dich so gar allein;
Dann weine, ja weine!
Nun mußt du mich auch recht
verstehn,
Ja recht verstehn:
Wenn Menschen aus einander
gehn,
So sagen sie: „Auf Wiedersehn!
Ja Wiedersehn!"
*) Indianer. **) d h.: „war.