Full text: Realienbuch (Teil 2, [Schülerbd.])

258. Ein Blatt auf den Sarg des besten Königs. 805 
der Verpflichtungen, das er mir auferlegt. In einer Zeit besteige 
ich den Thron, die mit ihren großen Anforderungen das Jn- 
und Ausland mächtig bewegt. Auf Gottes allmächtigen Schutz 
vertraue ich und auf meinen redlichen Willen, dieser Zeit Gebot 
zu verstehen und zu vollbringen. Wahrheit will ich in allenl, 
Recht und gesetzmäßige Freiheit auf dem Gebiete der Kirche, wie 
des Staates. Auf der Bayern Treue hoffe ich, auf die seit 
Jahrhunderten bewährte Liebe zu ihrem Fürsten.. Bayern, steht 
mir bei in meinem festen Vorhaben, Euch auf die Stufe zu er¬ 
heben, zu der Ihr als ein freies Volk berufen seid, ein Achtung 
gebietender Staat im einigen deutschen Vaterlande!" 
Groß waren die Hoffnungen des deutschen Volkes auf Maxi¬ 
milian II.; alle Erwartungen aber wurden glänzend erfüllt. 
Wissenschaften und Künste, gepflegt und geschützt von dem er¬ 
habenen Monarchen, gelangten zu hoher Blüte; neue, verbesserte 
Gesetze wurden eingeführt; Handel und Verkehr, Industrie und 
Landwirtschaft fanden durch ihn die eifrigste Beförderung, und 
sein mildthätiger Sinn rief den St. Johannisverein ins Leben, 
der seine segensreiche Wirksamkeit den Armen und Notleidenden 
zuwendet. So stand er den Maximilianen, die früher schon 
über Bayern das Zepter führten, und vorzugsweise den Namen 
„Gesetzgeber" und „Landesvater" sich verdienten, würdig an der 
Seite, und fein beglücktes Volk hing mit Liebe und Vertrauen 
an ihm. Ilm so herber war aber auch der Schmerz, als am 
Abend des 9. März 1864 die Kunde von der plötzlichen Er¬ 
krankung des Königs die Hauptstadt durcheilte. Überall begegnete 
man nur verstörten, kummervollen Gesichtern. Die Einwohner 
strömten in Masse nach der königlichen Residenz, um sich nach 
dem Befinden des hohen Kranken zu erkundigen. In den Kirchen 
wurden Gebete für Erhaltung des geliebten Königs zum Himmel 
gesendet. Aber schon am Vormittage des 10. März endete ein 
sanfter Tod sein Leben. Ganz Bayernlaud trauerte über den 
Verlust des geliebten Königs, der nur das Glück und Wohl 
seines Volkes angestrebt, und dem dieses so viel zu verdanken hat. 
Sein Name wird stets gesegnet in Bayerns Geschichte fortleben. 
258. Ein Blatt auf den Sarg des besten Königs. 
Das war ein Wort, das uns ins lferz geschnitten, 
Ein wetterstrahl in blauer Mittagsstunde — 
„Tot König Max!" so bebt's von jedem Munde 
Und heiße Thränen sagten, was wir litten. 
Der Beste tot in seines Weges Mitten, 
Den wir geliebt aus tiefstem Herzensgründe, 
Der uns geliebt I — Mit seinem Volk im Bunde 
Ist noch kein König herrlicher geschritten! 
Lesebuch für oberfränk. Volksschulen. II. 20
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.