Full text: Realienbuch (Teil 2, [Schülerbd.])

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265. Von Christi Tod bis Konstantins Bekehrung. 
Macht konnte der Ausbreitung der Lehre Jesu Schranken setzen. 
Die Apostel ließen nicht nach, in dem Tempel wie in den Häusern 
den gekreuzigten Heiland zu predigen, und die Zahl derer, die 
sich taufen ließen, wuchs erstaunlich von Tag zu Tag. Selbst 
Saulus, nachher Paulus genannt, der grimmigste Feind und 
Verfolger der Christen, wurde durch Gottes Gnade ein Apostel 
des Herrn und der eifrigste Verbreiter des Evangeliums. 
Aus den Neubekehrten zu Jerusalem und in der Umgegend 
entstand die erste Christengemeinde, die Kirche. Ihr Wandel 
war rein und tadellos; sie dienten Gott mit Freude und in der 
Einfalt des Herzens. Alle lebten in größter Eintracht, waren 
Ein Herz und Eine Seele. Kein Notleidender war unter 
ihnen; denn zur Unterstützung der Dürftigen verkaufte der 
Reichere freiwillig, was er entbehren konnte, Äcker und Häuser, 
und legte den Erlös zu den Füßen der Apostel, damit sie ihn 
verteilten. Diese waren nach Christi Anordnung ihre Vorsteher; 
sie lehrten, tauften, spendeten die übrigen Sakramente, leiteten 
die kirchlichen Ängelegenheiten und regierten die Gemeinde. 
Viele von den Juden nahmen zwar die Lehre Jesu an; 
doch der größte Teil blieb verstockt. Darum ließ Gott die 
angedrohte Strafe über sie kommen. Jerusalem wurde von 
den Römern im 70sten Jahre nach Christi Geburt zerstört und 
der Tempel verbrannt. Eine Million einmalhunderttausend 
Juden verloren dabei das Leben; die übrigen wurden aus dem 
Laude vertrieben und als lebendige Zeugen des göttlichen 
Strafgerichtes auf der ganzen Erde zerstreut. Die Hartnäckigkeit 
der Juden und mehr noch ein ausdrücklicher Auftrag von Gott 
war Ursache, daß die Apostel sich zu den heidnischen Völkern 
wandten. Ärm und verfolgt verkündeten sie unter tausend 
Mühsalen und Todesgefahren das Evangelium. Dafür segnete 
Gott sichtbar ihr Bemühen. Kaum waren 30 Jahre seit der 
Ausgießung des heiligen Geistes verflossen, und schon bestanden 
in allen Teilen der Welt Christengemeinden. Zu Vorstehern 
derselben ernannten die Apostel Bischöfe, denen sie unter Gebet 
und Händeauflegung ihre Gewalt mitteilten und die sie zu 
ihren Nachfolgern und Stellvertreter einsetzten. Diese ein¬ 
zelnen Gemeinden stunden alle unter sich in dem innigsten 
Verbände und bildeten unter dem Apostel Petrus, als gemein¬ 
samem Oberhaupte, die eine, allgemeine d. h. die kath olischc 
Kirche. Petrus starb den Martertod in Rom, wo er die letzten 
Jahre seines Lebens Bischof war. Von ihm vererbte sich die 
kirchliche Obergewalt auf seine Nachfolger, die römischen Bischöfe 
oder Päpste. 
Mit Entsetzen gewahrten die Heiden die schnelle Aus¬ 
breitung der christlichen Religion, die ihren lastervollen Wandel, 
ihren greulichen Götzendienst laut verdammte. Sie beschlossen, 
das Christentum auszurotten. Die Bekenner desselben sollten
	        
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