Full text: Deutsche Geschichte von 1815 zur Gegenwart (Teil 3)

§ 4. Die Verstärkung der Kriegsmacht. 
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2. Die Befestigung des Deutschen Reiches und seiner Weltmachtstellung. 
§ 4. Die Verstärkung der Kriegsmacht. 
1. Das Heerwesen. Die bewährten Heereseinrichtungen Preußens, 
die Technik des Dienstes und die Bewaffnung wurden rasch auf alle Teile 
des deutschen Heeres übertragen und die Befugnisse des preußischen Kriegs- 
Ministeriums auf das ganze Reich mit Ausnahme Bayerns, Sachsens 
und Württembergs ausgedehnt. Da aber Frankreich nach seiner Heeres- Ursachen der 
reorganisation seine Kriegsrüstung und seine Truppenzahl, nach einem Rache- ®eerc8= 
kriege dürstend, unausgesetzt vermehrte und damit unter einmütiger Zustim- Derftärhme' 
mung der Volksvertretung bis an die äußerste Grenze seiner Leistungsfähigkeit 
ging, da ferner Rußland, das 1874 die allgemeine Wehrpflicht einführte, 
seit 1878 dasselbe that, so wurde auch in Deutschland die 1874 auf 
401000 Mann festgesetzte Friedensstärke des Heeres fünfmal (1880, 1887, 
1890, 1893, 1896) erhöht und die Ausrüstung und Ausbildung stets ver- Einführung der 
vollkommnet. Doch wurde die letzte Heeresvermehrung nur durch die Herab- zweijährigen 
setzung der Dienstzeit auf 2 Jahre herbeigeführt. Es zählt jetzt außer$ienft8eit 1893' 
23 730 Offizieren 571 700 Mann bei der Waffe, die in 23 Armeecorps 
(darunter die Garde, 2 sächs. und 3 bayr. A.-C.) eingeteilt sind. 1888 
wurde eine Landwehr zweiten Aufgebots mit 8 Jahrgängen wieder¬ 
hergestellt und die Landsturmpflicht bis zum 45. Lebensjahre erstreckt, 
die letzte große Freude Kaiser Wilhelms I. Er starb am 9. März Tod Kaiser 
1888. Er hat die Monarchie im Sinne seiner größten Vorfahren wieder Wilhelms i. 
zu Ehren gebracht, und seine charaktervolle Persönlichkeit ist der Grundstein 9" mvi 1888' 
des neuen Deutschen Reiches geworden, daher wird ihn die Nachwelt als 
Kaiser Wilhelm den Großen ehren. Sein edler Sohn und Nachfolger 
Kaiser Friedrich in. fand, erkrankt, keine Zeit mehr zu großen Thaten. Kaiser 
Ein Held im Dulden, verschied er am 15. Juni 1888. Ihm folgte im Friedrich ra. 
Alter von 29 Jahren sein Sohn, Kaiser Wilhelm II. Er strebte mit £ 
aller Kraft danach, Deutschland den Frieden zu sichern, seine wirtschaftliche Saifer 
Thätigkeit auszubreiten und zu ihrem Schutze neben ein großes kriegs- Wilhelm n. 
tüchtiges Heer eine ebenso starke Flotte zu stellen. 0eB 27- S™ 
2. Die Flotte. Schon der Große Kurfürst hatte ein richtiges Er- 
kenntnis dafür gehabt, daß Tüchtigkeit und Macht zur See für das Wohl 
und Gedeihen des Landes erforderlich sei. Man war zum großen Schaden 
des Landes auf den von ihm gewiesenen Bahnen nicht weiter gewandelt. 
Einen bescheidenen Anfang mit der Gründung einer Flotte machte Preußen 
zu Beginn der fünfziger Jahre. Die treibende Kraft war der Admiral Admiral Prinz 
Prinz Adalbert. Auf dem von Oldenburg 1853 erworbenen Gebiet am Adalbert 
Jadebusen wurde ein Kriegshafen geschaffen und bei der Eröffnung 
„Wilhelmshaven" benannt. Längst war der Gedanke an die deutsche Wilhelmshaven. 
Flotte einer von den zündenden, „an deren Feuer sich die deutschen Ein-eröffnet i? Juni 
heitsbestrebnngen zu erwärmen und zu versammeln pflegten" (Bismarck). 1869- 
So wurde denn auch vom Norddeutschen Bunde sogleich der Bau Anfang der 
einer Kriegsflotte begonnen und vom Deutschen Reiche rüstig fortgesetzt. 1874 deutschen Flotte.
	        
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