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ausgeschmückt hat, erzählt: Einst träumte der medische König Astyages, daß ein
Weinstock aus dem Schoße seiner Tochter Mandane wüchse und ganz Asien über¬
schatte. Die Magier oder Weisen deuteten dies auf einen Sohn der Mandane,
der Asien unterwerfen würde. Als Mandane nach ihrer Verheiratung mit einem
Perser einen Sohn bekam, sollte ihn der Minister des Königs töten. Dieser
übergab ihn aber nur einem Hirten, der den Knaben verschonte, Cyrus nannte
und als eigenes Kind erzog. Später erkannte Astyages in dem Knaben seinen
Enkel und nahm ihn zu sich, den ungehorsamen Minister Harpagos aber
strafte er dadurch, daß er ihm das Fleisch seines eigenen Sohnes zum Essen vor¬
setzte. Als Statthalter von Persien reizte Cyrus auf Harpagos' Betreiben die
Perser zur Empörung gegen die Meder. Um sie für seine Pläne zu gewinnen,
ließ er sie einen Tag hart arbeiten, am andern aber ein fröhliches Fest feiern,
und sagte dann: „Solche Feste werdet ihr täglich haben, wenn ihr das Joch der
Meder abschüttelt!" Hierauf führte er sie gegen die Meder, die unter dem rache¬
erfüllten Harpagos zu ihm übergingen, entthronte seinen Großvater, behandelte
ihn aber milde.
4. Cyrus' Siege und sein Ende. In Kleinasien besiegte Cyrus den
reichen König Krösos von Lydien und verurteilte ihn — nach der Sage — zum
Feuertode. Auf dem Scheiterhaufen rief der Unglückliche aus: „O Solon, Solon,
Salon!" Als ihn Cyrus nach der Bedeutung dieser Worte fragte, erzählte er:
„Einst besuchte mich der weise Grieche Solon. Ich zeigte ihm alle meine Schätze
und wollte ihn zu dem Geständnis bringen, daß ich der Glücklichste der Erde sei.
Er aber sprach: „Kein Mensch ist vor seinem Tode glücklich zu preisen!" Wie
wahr hat er gesprochen!" Cyrus war ergriffen, schenkte Krösos das Leben und
machte ihn zu seinem Ratgeber. Ailch das feste Babylon eroberte Cyrus und
ließ die Juden 536 v. Chr. nach 70jähriger Gefangenschaft in ihre Heimat zu¬
rückkehren. Im Kampfe mit den Masfageten soll Cyrus sein Leben verloren,
die feindliche Königin seinen Kopf
in einen Schlauch voll Blut mit
den Worten gesteckt haben: „Nun
trinke dich satt, Barbar!" Nach
einem andern Bericht starb er eines
natürlichen Todes. Auf seinem
Grabmal sind die Worte einge¬
hauen: „O Mensch, ich bin Cyrus,
der den Persern die Oberherrschaft
erwarb und über Asien gebot; da¬
rum beneide mir dieses Grab
nicht!" Sein grausamer. Sohn
K a m b y s e s eroberte Ägypten,
2. Grab der Cyrur. utib Darius Hystllspis dehnte
die persische Herrschaft über Kleinasien aus und suchte nach Europa vor¬
zudringen.
4. Griechenland.
1. Land und Leute. Griechenland ist die südöstliche Halbinsel von Europa,
die mit Asien durch eine Jnselbrücke zusammenhängt. Die Küste ist voll Buchten
und mit Inseln umgeben, das Land reich an Abwechselung von Bergen und
Thälern, der Himmel blau und heiter. Im Norden war Makedonien das
wichtigste Land. Das eigentliche Griechenland zerfiel in Nord-, Mittel- und