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Dritter Teil.
Khemie.
Die Chemie ist der jüngste Zweig der Naturwissenschaften. Sie erforscht
die Stoffe, deren Veränderungen und die dabei wirkenden Gesetze.
Durch Auflösung findet sie die Grundstoffe oder Elemente; durch
Zusammensetzung bildet sie neue Körper. Die 64 Elemente, aus
denen alle Körper aufgebaut sind, zerfallen in 14 Nichtmetalle und 50
Metalle. Letztere sind wieder in 16 Leicht- und 34 Schwermetalle
unterschieden. Das chemische Grundgesetz heißt: Die chemischen Ver¬
bindungen der Grundstoffe gehen stets nach ganz bestimmten
Gewichtsmengen oder Raumverhältnissen vor sich.
Jedes Molekül, d. h. denkbar kleinste Teilchen eines Körpers, besteht aus
verschiedenen unteilbaren Atomen, so z. B. ein Molekül Wasser stets aus
2 Atomen Wasserstoff und 1 Atom Sauerstoff. Die Chemiker stellen dieses
feststehende Verhältnis der Atome in jedem Molekiil durch chemische Formeln
dar. So schreiben sie Wasser: H2 0, b. h. 2 Atome Wasserstoff (Hydrogen)
und 1 Atom Sauerstoff (Oxygen); Kalk: 0aC03, d. h. 1 Atom Calciummetall
(Calcium), 1 Atom Kohlenstoff (Carboncum) und 3 Atome Sauerstoff (Oxygen);
Stearin: 0»? H,i<> 0«, d. h. 57 Atome Carboncum, 110 Atome Hydrogen und
6 Atome Oxygen. Bei chemischen Veränderungen bilden sich neue Körper,
indem Atome des einen Elementes die Atome eines andern aus ihrer Verbindung
drängen und sich selber an ihre Stelle setzen. So wird Wasser (Hg0) zersetzt, wenn ich
Natriummetall (Na) hineinwerfe; je 1 Atom Natrium verdrängt 1 Atom Wasser¬
stoff; der neue Körper heißt Ätznatron (HNaO) und besteht aus 1 Atom
Wasserstoff, 1 Atom Natrimn und 1 Atom Sauerstoff. —
Die unorganische Chemie beschäftigt sich mit den Mineralien, die orga¬
nische mit Pflanzen, Tieren und Menschen. Die wichtigsten Nichtmetalle sind:
Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Kohlenstoff, Schwefel, Phos¬
phor, Chlor, Jod, Brom, Fluor, Silicium (Kiesel); Leichtmetatter
Kalium, Natrium, Calcium, Magnesium, Aluminium; Schwer-
metatte: Eisen, Mangan, Nickel, Kobalt, Chrom, Zink, Zinn, Kupfer,
Blei, Arsenik, Antimon, Quecksilber, Silber, Gold, Platin.
1. Sauerstoff.
I. *) Eine Glasretorte (a) füllt man mit 6—7 g chlorsaurem Kali
und 1 g gepulvertem Braunstein und mengt beides durch Schütteln. (Statt
dessen kann man auch rotes Quecksilberoryd nehmen). Die Retorte schließt
man luftdicht durch einen Pfropfen, der durchbohrt ist, und in dein ein gebogenes
Leitungsrohr (b) steckt, welches in das Wasser eines Gefäßes mündet. Unter
der Retorte wird eine Lampe entzündet, die, vor Flackern geschützt, erst
*) Die feststehende Disposition ist: I. Versuch zur Anschauung. II. Einsicht in die Gesetze.
HI. Beispiele zur Einübung. — Eingehende Beantwortung der Fragen giebt F. Langhosfs
Warum u. Weil, chemischer Teil. (Berlin, I. Klcmann).