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pflanzungen und Fruchtfelder übel mitgenommen. Gegen die Verfolgungen
des Jägers wissen sie sich schlau in ihren höhlen zu verstecken. Aber der
Fuchs wird der Beschützer des Waldes gegen die Anmaßungen der Fremd—
linge. Er legt gern seinen eigenen Bau mitten unter ihnen an, damit er
stets als Schutzmann bei der hand ist. Ihre Gänge sind ihm zwar zu eng;
er läßt sich aber die Mühe nicht verdrießen, ihnen stundenlang vor den
Ausgangslöchern versteckt aufzulauern. Sowie ein langohriger Näscher
sich sehen läßt, hat er mit kühnem Satz ihn bei den Löffeln.
Springt der Fuchs bei einer solchen Gelegenheit fehl, so benimmt er
sich ganz so, wie es einem solchen schlauen und verständigen Weidmanne
zukommt. Er läuft nicht mit eingezogenem Schwanze knurrend davon, son—
dern versucht das Ding noch einmal. Er wiederholt den Sprung so oft,
bis er sicher ist, ein andermal die Entfernung richtig zu treffen. Er übt
seine Jagdkünste förmlich ein und gibt seinen hoffnungsvollen Kindern,
den wollhaarigen, graugelben Füchslein, darin gründlichen Unterricht. Er
lehrt sie im Getreidefelde den habsüchtigen Hamster fangen, der nicht da—
mit zufrieden ist, sich an des Landmanns Erbsen und Getreide satt zu
fressen, sondern noch metzenweise Vorräte davon in die Erde zusammen—
schleppt.
Dann kommen bei den Spaziergängen, die der Alte mit seiner Familie
anstellt, auch Käfer und heuschrecken zur Abwechslung an die Reihe, ab
und zu auch einige saftige Waldschnecken und nach einem warmen Kegen
sogar Regenwürmer. Die Wespen, welche mit ihren gifterfüllten Stacheln
dem Kinde so gefährlich werden und im Weinberge sowie im Obstgarten
durch das Benagen der besten Früchte so vielfachen Schaden anrichten,
stehen gleichfalls unter Reinekes polizeilicher Aufsicht. Er spürt ihre Brut-
stätten auf und scharrt sie aus, scheut selbst einen Stich nicht, den er von
den ergrimmten Kerbtieren erhält, und verspeist schließlich sämtliche
Wespenlarven, die im Neste sind.
Die Engländer, die überhaupt mancherlei wunderliche Vergnügen
haben, finden einen besonderen Genuß darin, den armen Gesellen aus
seinem Versteck aufzustören und ihn zu Pferde mit vielen Hunden so lange
zu hetzen, bis er nicht mehr weiter kann. Dann macht er vielfache Kreuz-
und Quersprünge, um die hunde von seiner Spur abzubringen, benutzt
jede Gelegenheit der Gegend, jeden Graben und Busch, um sie irrezuleiten,
und läuft mitunter einen Weg von zehn deutschen Meilen, ehe er ein—
geholt wird. Schließlich stellt er sich auch wohl tot. hilft ihm auch dies
nichts, so wehrt er sich wütend mit seinem scharfen Gebiß und verkauft
sein Leben so teuer wie möglich. Wie ein held stirbt er, der üÜbermacht
unterliegend, ohne einen Laut des Schmerzes hören zu lassen.
Die Jäger unserer heimat, die den Wolf völlig ausgerottet haben,
verkennen den Nutzen des Fuchses nicht. Sie schießen zwar ab und zu
einen weg, damit ihrer nicht zu viele werden, und machen sich durch den
Pelz für den Schaden in etwas bezahlt, den er etwa angerichtet. Allein