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Artikel gebracht „Unser Geld als Veranschaulichungsmittel im
R e ch e n u n 1 e r r i ch t c"; den studiere nur, wer noch Neuling in der Sache
ist. Und bald wird er diese „Methode" hinein in seine Stube tragen! Wir
hier treiben schon lange das „österreichische Subtrahieren", wo wir bekanntlich von
dem Betrage an, den der Kaufmann zu bekommen hat, hinaufwärts rechnen
bis zu der Mark, die das Kind auf den Tisch gelegt. S o wird „wiederge¬
geben"; s o bildet sich das Exempel, aus dem Leben heraus! — Wir versuchen
auch lange schon statt des Borgens („Muß ich mir eins borgen") das Ein¬
oder Umwechseln zu setzen. Was ist denn das für eine Borgerei, wo niemals
etwas zurückgegeben wird?! Kommt das auch im Leben vor?! „Das Geld
gestattet ferner sowohl eine anschauliche Lösung des Enthaltenseins wie auch
des Teilens. Damit wird natürlich nicht bezweckt, daß die Merksätze des
Enthaltenseins als schließlicher Erfolg einer unendlich langen Übung, sozusagen
also nur als Erfahrungsresultat auswendig gekonnt werden. Es ist selbstver¬
ständlich, daß dabei auf die Beziehungen, die sich zum Einmaleins ja stets
machen lassen, in jedem einzelnen Falle hingewiesen und so das Eins durch
eins doch durchaus auf das Einmaleins gegründet wird. Von Wichtigkeit
ist aber, daß das auf anschaulicher Basis an praktischen Aufgaben und an
einem auch für die Kinder bedeutungsvollen Stoffe geschieht. Nur das ver¬
schafft wahre Einsichten." (Gerlach, „Neue Bahnen" 1913, 9; S. 395.) — Ob
man zu diesem Geldrechnen von den Kindern selber Münzen bauen läßt,
wie ich's fast immer tue, oder ob sie sich die bekannten Spielmünzen kaufen,
das hängt vom Vermögensstande ab. Werden auch die selbstgefertigten Münzen
mit der Zeit schmutzig oder unbrauchbar — sie sind doch (auf des Lehrers
Wink) leicht durch neue zu ersetzen; aber ich gebe ruhig zu, daß das zu
kaufende Vorzüge hat. Sehe jeder selber zu! —
Daß Dutzend und Stück; Mandel und Stück; Schock, Halbschock, Viertel¬
schock und Stück; Minute und Sekunden; Stunde und Minuten; Tag und Stun¬
den; Monat und Tage; cm, dm und m; Hunderlmeter und Kilometer; Thermo¬
meter mit 60 0 unb 100 o und dergleichen mehr ebenso in die Rechenstunde ge¬
hören, wie das oben besprochene Geld vom Einpfennigstück bis zum Hundert¬
markschein, versteht sich nach meinen Ausführungen eigentlich schon von selbst;
sie sind ja alle auch schon — wenn auch das eine mehr, das andere weniger
— aus dem Bekanntenkreise der Kinder, und der muß möglichst umfänglich
herhalten; denn er hat ihr Interesse. —
Wie wir die „Orthographie- und Grammatikstunde" — wenn ich einmal
diesen Ausdruck für die Unterstufe gebrauchen darf — unsern Kindern zu
ganz anderen Schulstunden umgestalten können, als sie es hier und da noch
immer sind, so ist das auch mit dem Rechnen der Fall. „Schöne Rechen-
.stunden" strebt Gerlach an. Ich wollte nur einige Anregungen geben, diesem
Weg und Ziel auch mehr und mehr nachzugehen; es hilft uns dazu eine ausge¬
dehnte Ausnutzung des Selbstbetätigungstriebes und der Schaffensfreude unserer
Kinder. —