?ür Elternabende.
a) Rinö und Landarbeit.*)
Drei Bilder. — Da sitzt der kleine fünfjährige Knirps an seinem Tisch¬
chen. Man hat ihm die erste Schiefertafel beschert, weil er nächste Ostern
in die Schule kommt. Und nun malt er nach Herzenslust, malt den fallen¬
den Schnee mit unzähligen, schnell hingeworfenen Pünktchen, malt den Christ¬
baum mit seinen strahlenden Lichtern, setzt unter ihn das Wiegepferd, das
ihm das Christkind gebracht hat, und hat an seinen Darstellungen selber eine
helle Freude.
Am großen Tische stehen 2 sieben- und achtjährige Mädchen. Buntes
Papier und Schere ist ihr Handwerkszeug. Sie schneiden aus: Vater, Mutter,
Kind, dazu Kleider, Schürze, Schuhe und Mützen. Zuletzt werden die Figuren
auf Konzeptpapier, das der Vater bewilligt hat, aufgeklebt.
Am Straßengraben sitzt eine Kindergruppe. Sand, Wasser, Steinchen
und Hölzchen sind ihr Material. Mit dem bauen sie eine Burg, pflanzen eine
Fahne darauf, lassen unten den Fluß vorbeirauschen und beleben ihn mit Holz-
stückchen, die Kähne vorstellen sollen.
Warum erzähle ich das hier? Um Väter und Mütter daran zu mahnen,
daß wir unseren Kindern viel mehr Gelegenheit geben sollten zu solcher und
ähnlicher „Handarbeit". Man hat in der Wissenschaft festgestellt, daß der
Tastsinn von größter Wichtigkeit ist (man denke nur, was Blinde ohne ihn
vermöchten!), und man ist in pädagogischen Kreisen darüber einig, daß der
Anschauungsunterricht der beste ist, weil er das Kind nicht bloß das Auge
und das Ohr, sondern auch die Hand gebrauchen lehrt. Da wird in einer Ele¬
mentarklasse in der Winterzeit das Geschichtchen behandelt von dem „Büblein
auf dem Eise". Es wird auch gelernt, ja es wird sogar gemalt. - Kinder,
heißt's da, jetzt wollen wir die Geschichte malen! Wieviel Bilder kann man
aus unserer Geschichte machen? Sechs! Und welche? Wie das Büblein am
Weiher steht. Wie das Büblein stampft und hacket. Wie das Büblein um Hilfe
schreit. Wie der Retter das Büblein herauszieht. Das Büblein hat getropfet.
Der Vater hat's geklopfet. — So, das werden unsere sechs Bilder, die rahmen
wir ein, und um alle sechs machen wir einen großen Rahmen.
') „Quellwasser für das deutsche Haus", 1907/8, Nr. 17. Vom Verf. dss. Buches.