Full text: Lebensvoller Unterricht auf der Unterstufe unserer deutschen Lern- und Arbeitsschule

Zum Basteln. 
Das Basteln oder Basteln teilt Seinig (siehe „Redende Hand" 1. Auflage, 
Seite 167) nach den drei Stufen der acht Schuljahre in ein unterhaltend-inter¬ 
essantes der Unterstufe, ein nachahmendes der Mittel- und ein entwerfendes 
der Oberstufe. Mir gefällt die Einteilung. Wenn auch behauptet werden 
darf, daß auch in der Oberstufe dann und wann ein noch mehr nachahmendes 
Basteln vorkommen kann; siehe in meiner „Praxis der Arbeitsschule" den 
Bau der Abtei von Sankt Gallen nach dem bekannten Geschichtsbild! Ohne 
Zweifel ist aber sofort auch bei der Übertragung des Zweidimensionalen Bildes 
in ein plastisches Gebilde sofort auch „entwerfend" zu arbeiten. Doch sei 
dem, wie ihm wolle: Die Unterstufe — das ist sicher — betreibt das Basteln 
als eine unterhaltend-interessante „Arbeit". Indem ich hierhersetze „Arbeit", 
will ich von vornherein schon betonen, das; auch diese Bastelei durchaus keine 
Spielerei ist. Und so wenig einer, der es kennt, die Herstellung einer 
elektrischen Klingelanlage — wie ich das bei Seinig in Charlottenburg sah 
— oder einer richtig gehenden Dezimalwage — wie ich's bei Raimund Fischer 
in München sah — (siehe Seite 70 meiner „Praxis der Arbeitsschule"), so 
wenig Einer derartige Arbeiten Spielerei wird nennen können, so wenig darf 
er auch das rein unterhaltend-interessante Basteln der Kinder der Unter- 
stufe eine solche nennen. Es i st keine Spielerei, wenn ein Knabe von 7, 
6 Jahren ein Bahnwärterhäuschen baut, sein Vaterhaus aus einem Klotze 
nachzubilden sucht (siehe mein „Drittes Schuljahr", Seite 95), aus Holz und 
Pappe eine Schulstube baut (ebenda, Seite 122) und was dergleichen Be¬ 
schäftigungen mehr sind. Aber es sind auch andererseits keine mit den Haaren 
herbeigezogenen „Themen" gewesen, durch die das Basteln in unsere Schule 
hereingezogen kam, sondern die Sache machte sich von selbst, das Basteln- 
,,müssen" brachte der Unterrichtsstoff mit sich. Ich sah in irgend einer Stadt¬ 
schule einmal einen durch eine Klasse zusammengebastelten Hühnerhof. Fast 
so schön, wie man ihn in Spielwarenhandlungen zu kaufen bekommt. Was 
der Zaun, das Häuschen, das Taubenhaus und dergleichen Holzarbeiten an 
die Hände der kleinen 6—9 jährigen Schnitzer (Knaben) für Anforderungen 
gestellt haben mutzten! Wie die aus Plastilina geformten Hühner und Hähne 
und Enten und Gänse mit ihren sehr geschickt und vor allem sehr naturgetreu 
angebrachten — damit die Unterscheidung zum Ausdruck kam! — grotzen und
	        
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