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12. Der alte Landmann an seinen Sohn.
1. Üb immer Treu und Redlichkeit
bis an dein kühles Grab
und weiche keinen Finger breit
von Gottes Wegen ab!
Dann wirst du wie auf grünen Au'n
durchs Pilgerleben gehn;
dann kannst du sonder Furcht und
Graun
dem Tod ins Auge sehn.
2. Dann wird die Sichel und der
Pflug
in deiner Hand so leicht;
dann singest du beim Wasserkrug,
als wär' dir Wein gereicht.
Dem Bösewicht wird alles schwer,
er tue, was er tu';
das Laster treibt ihn hin und her
und läßt ihm keine Ruh.
3. Der schöne Frühling lacht ihm
nicht,
ihm lacht kein Ährenfeld;
er ist auf Lug und Trug erpicht
und wünscht sich nichts als Geld.
Der Wind im Hain, das Laub am
Baum
saust ihm Entsetzen zu;
er findet nach des Lebens Traum
im Grabe keine Ruh.
4. Sohn, übe Treu und Redlichkeit
bis an dein kühles Grab
und weiche keinen Finger breit
von Gottes Wegen ab!
Dann suchen Enkel deine Gruft
und weinen Tränen drauf,
und Sommerblumen, voll von Duft,
blühn aus den Tränen auf.
Ludwig Heinrich Christoph Lfölty.
13. Die wandelnde Glocke.
1. Es war ein Kind, das wollte nie
zur Kirche sich bequemen,
und Sonntags fand es stets ein Wie,
den Weg ins Feld zu nehmen.
2. Die Mutter sprach: „Die Glocke tönt,
und so ist dir’s befohlen,
und hast du dich nicht hingewöhnt,
sie kommt und wird dich holen,“
3. Das Kind, es denkt: „Die Glocke hängt
da droben auf dem Stuhle.“
Schon hass den Weg ins Feld gelenkt,
als lief es aus der Schule.
4. Die Glocke Glocke tönt nicht mehr,
die Mutter hat gefackelt.
Doch welch ein Schrecken hinterher!
Die Glocke kommt gewackelt.