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uns ein Gehölz herrlicher Eichen und Buchen, ein Zeichen, daß sich
unter der sandigen Oberfläche fruchtbarer Lehmboden hinzieht.
Heidekraut, Sandgräser und der genügsame Wacholder bereiten
durch ihre Überreste den Boden für Kiefern- und Tannenwälder zu.
Das Kraut der Heidel- und Preiselbeeren, die in diesen Wäldern üppig
wuchern, die dicken Lagen der trockenen Nadeln und dichten Moospolster
bedecken ihn allmählich mit fruchtbarer Pslanzenerde und verwandeln
den dürren Sandboden schließlich in ertragfähiges Ackerland.
Johann Just.
225. Aus Ostpreußen.
Um die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts führte der Böhmen¬
könig Ottokar dem Deutschen Orden in einem Kreuzzuge gegen die
heidnischen Preußen ein starkes Hilfsheer zu. Zum Dank dafür
gründeten die Ordensritter am rechten Ufer des unteren Pregel-
stromes eine Stadt und nannten sie Königsberg. 200 Jahre
später, nach dem Falle der Marienburg, wurde diese Stadt Sitz der
Hochmeister und noch später Sitz der Herzoge von Preußen. In
ihr setzte sich der erste preußische König 1701 die Königskrone
aufs Haupt; in ihr fand Friedrich Wilhelm III. nach dem schweren
Schlage von Jena eine Zeitlang Zuflucht und Trost; in ihr bereiteten
Männer wie Stein, York und andere die Wiedergeburt Preußens
und Deutschlands vor.
Heute zählt Königsberg über 200 000 Einwohner; es ist
Krönungs- und dritte Haupt- und Residenzstadt der Monarchie und
seit 1843 eine Festung ersten Ranges. Durch die Lage der Stadt
an einem schiffbaren Flusse und durch mannigfache Eisenbahn¬
verbindungen ist der Handel zu hoher Blüte gekommen. Haupt¬
sächlich werden Getreide, Flachs, Hanf und Holz ausgeführt, während
unter den Einfuhrgegenständen der Tee, der von hier nach Rußland
geht, eine wichtige Rolle spielt. Im Hafen finden sich Schiffe
der verschiedensten Art und Größe aus gar vielen Ländern. Jedoch
müssen Seeschiffe mit großem Tiefgänge oft einen Teil ihrer Ladung
in dem Vorhafen der Stadt, dem befestigten Pi Hau, ausladen
(löschen), da das Haff an manchen Stellen zu seicht ist.
Ziemlich in der Mitte der Stadt liegt das Königliche Schloß. In
der Schloßkirche fand am 18. Januar 1701 die Krönung Friedrichs!.,
160 Jahre später, am 18. Oktober 1861, die Krönung Wilhelms I.
statt; große, eng beschriebene Gedächtnistafeln an den Wänden be¬
zeugen, daß im Jahre 1813 das Blut der Söhne der Provinz Preußen
stromweise für die Befreiung des Vaterlandes geflossen ist.