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Die Schlangen.
Für die meisten Menschen sind die Schlangen unheim—
liche Wesen, wenn sie auch wissen, daß der größte Teil dieser
Tiergattung gänzlich unschädlich ist. Der Körper der Schlangen
ist lang gestreckt wurmförmig, bei einigen schwimmenden jedoch
seitlich zufammengedrückt. Die Haut ist überall mit Hornplatten
besehn welche Thhuppen oder Schilder heißen. Letztere unter—
scheiden sich von den Schuppen nur durch ihre bedeutendere Größe;
sie sihen am Kopfe und am Bauche, während jene die übrigen
Körperteile bedecken. Da die Füße fehlen, so erfolgt die Bewegung
durch abwechselndes Zusammenziehen uͤnd Ausstrecken des Körpers.
Es gibt aber auch sußlose Eidechsen, welche in ihrer Gestalt mit
den Schlangen vollkommen übereinstimmen, z. B. die Blind⸗
schleiche. Man muß sich darum zur genauen Unterscheidung dieser
nah verwandten Tiere noch folgendes merken: Bei den Eidechsen
sind die beiden Äste des Unterkiefers am Kinn fest miteinander
derwachsen, während sie bei den Schlangen nur durch eine dehn⸗
hare Haut verbunden find, was sich äußerlich durch die sogenannte
Kinnfurche zu erkennen gibt. Alle Eidechsen haben ferner ein
Brufibein, an welches sich die Rippen der rechten und linken
Seite anheften; bei den Schlangen fehlt das Brustbein, und die
Spitzen der Rippen bleiben frei. Jede schlangenartige Eidechse
hat endlich zwei Augenlider, während die Augen der Schlangen
bon einer durchsichtigen, uhrglasförmigen Haut überzogen sind,
welche bei der Häutung mit abgestreift wird. Besonders wichtig
die beiden ersten Unterschiede, weil sie auf die Lebensweise
en größten Einfluß haben. Da nämlich bei den Schlangen das
Maul und der Rumpf eine bedeutende Ausdehnung zulassen, so
können sie sich von weit größeren Tieren nähren als gleich große
Eidechsen.
Das Maul der Schlangen ist mit vielen Zähnen besetzt, von
welchen bei den Giftschlangen einige entweder hohl oder gefurcht
find Diese Giftzähne befinden sich nur im Oberkiefer und sitzen
auf Gistdrusen, welche an der Zahnwurzel münden. Beim Bisse
fleßt das Gift durhh den hohlen oder gefurchten Zahn in die
Wunde, wodurch in den meisten Fällen eine mehr oder weniger
heftige Erkrankung, oft sogar der Tod herbeigesführt wird. Die
dünne, schwarze a der Schlangen spaltet sich in zwei faden—
förmige Spitzen und dient nur zum Tasten, nie als Waffe.
Alle Sqhlangen leben von tierxischer Nahrung. Sie können
die gefangenen Tiere nicht durch Kauen zerkleinern und müssen
fie alfo ganz verschlucken. Dabei bedienen sie sich ihres Unter—
liefers in einer eigentümlichen Weise. Sie strecken nämlich ab—