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„Herr der Fluten", obenan. Seine Töchter, die Nixen oder Wellen¬
mädchen, verlockten oft Fischer und Schiffer durch ihre Schönheit
und ihreu Gesang*). Die Schicksalsgöttinnen oder Nornen spannen
das Schicksal des Menschen. Wenn jemand starb, so löschten sie sein
Licht, das sie bisher unterhielten, aus.
7. Altdeutsche Gotenöestattung. Unsere Vorfahren verbrannten
ihre Leichen und sammelten die Asche in Urnen, welche gewöhnlich in
einer Art Steinkammer unter einem Erdhügel beigesetzt wurden. Die
an vielen Orten ausgegrabenen Urnen und Aschenkrüge find Zeugen
aus der ältesten Zeit deutscher Vergangenheit. — Auch versteinerte
Gerippe in hockender Stellung hat man da und dort gefunden.
Diese sogenannten „Hünengräber" stammen von Völkern her, die
vor den Germanen in unserem Vaterlande wohnten. Bei ihnen
wurden die Toten nicht verbrannt, sondern begraben. Ohne Sarg
legte man sie in ihrer Kleidung und in sitzender Stellung ins Grab.
In den Hünengräbern findet man auch Schwerter, Ringe, Stein¬
hämmer. In Töpfen und Schalen wurden dem Toten für seine
Reise ins Jenseits Speisen mitgegeben.
8. Weitere Sitten und Gebräuche. Die Hauptfeste wurden
zur Zeit der Winter- und Sommersonnenwende und zu Frühlings¬
anfang gefeiert. Wenn die Sonne immer tiefer sank und die Tage
kürzer wurden, dann beteten die heidnischen Germanen um Rückkehr
der Sonne, damit sich die Erde neu belebe durch ihr Licht und ihre
Wärme. War endlich der kürzeste Tag gekommen und nahmen die
Tage wieder zu, so jubelte alles auf in der Frende über die nun
eintretende Wendung, und dem Lichtgotte (Freyr) wurde das große
Winterfest gefeiert. Die Freude war groß, denn nun ging man
dem Frühlinge, der schönsten Zeit des Jahres, entgegen. Das Winter¬
fest, das größte Fest der alten Deutschen, feierte die Wiederkehr der
Sonne, die Auferstehung des unterlegenen Valdur. — Am Nach¬
mittage des kürzesten Tages wurden in allen Wohnungen die Feuer
gelöscht. Alles zog hinaus auf einen freien Platz. Hier wurde ein
starker Eichenpfahl in die Erde getrieben, ein neues Rad mit Stroh
umwickelten Speichen darauf befestigt und unter Gesang rasch gedreht,
bis es sich entzündete. Alle Teilnehmer steckten an dem brennenden
Rade ihre mitgebrachten Fackeln in Brand, trugen das Feuer in
die Häuser und zündeten damit auf dem Herde ein neues Feuer
an, das nuu das ganze Jahr hindurch nicht erlosch. Um das
brennende Rad häufte man Holz und Stroh, so daß ein hohes
*) „Der Fischer" von Goethe. — „Die Lorelei" von Heine.