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hinter dem Ohr und brummte: „Bei der Magd ist's wohl im Ober—
stübchen nicht ganz richtig; morgen soll sie den Aschied erhalten.“
Die Gänsechristel war als Gans in den Wald geflogen, aber, o
Jammer! als sie das zweite Sprüchlein gaken wollte, hatte sie es in all
der Angst vergessen. Sie hing traurig den Kopf und sann und sann,
aber es war alles umsonst. Da hörte sie plötzlich hinter einem Busch
ein leises Gekicher. Sie machte einen langen Hals, um zu sehen, was
dort so höhnisch lachte:
„Hi! hi! hi! Hat den Spruch vergessen,
muß nun Hafer fressen!“
In demselben Augenblick hatte aber auch die Gans den bösen Zwerg
am Bein gepackt und sich so festgebissen, daß der höhnische Wicht laut
aufschrie und der Gans die besten Worte gab, damit sie ihn doch loslasse.
Aber sie hielt ihn so lange fest, bis er ihr wieder zu dem zweiten Sprüch—
lein verholfen hatte. O, wie froh war die Gänsechristel, als sie keine
Gans mehr war! Der kleine Mann aber rieb sein Bein und hinkte
verdrießlich fort; denn wenn es nach seinem Wunsche gegangen wäre,
hätte die Gans eine Gans bleiben müssen. — Und die Gänsechristel?
Die hat nie wieder die Sprüchlein gebraucht, sondern geduldig die Gänse
gehütet; durch Schaden war sie klug geworden und hielt es ihr Leben
lang mit dem Sprichwort:
Trau, schau, wem! —
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AA