Die Völkerwanderung.
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weströmischen Reiche durch die Germanen entrissenen Länder
wieder zu erobern. Sein Feldherr Belisar wandte sich zunächst nach
Afrika und errang einen leichten Sieg über die kriegerisch völlig erschlafften
Vaudaler, die sich einem üppigen Leben hingegeben hatten. Der un= Unt^ans
fähige König ©elimer warf sich in eine Bergfeste, übergab sie aber, als Vandaler-
er sah, daß sein Nesse mit einem Maurenknaben um ein Stück Brot
rang, und wurde auf ein Landgut uach Kleinasien gebracht. Das Land
wurde römische Provinz.
Dann schickte Justinian den Belisar nach Italien. Die Ostgoten un^rgang
waren noch nicht wie die Vandaler durch das Klima und die Genüsse 555.
des Landes entnervt; aber innere Zerwürfnisse erleichterten Belisar die
Aufgabe. Amalasviutha wurde von ihrem Gatten Theodat ermordet.
Als dieser die Fortschritte Belifars in Sicilien und Unteritalien nicht
hinderte, wurde er abgesetzt. Der neue Herrscher mußte sich nach Ravenna
zurückziehen und nach längerer Belagerung ergeben. Das ganze Land
stand wieder unter der Herrschast der Römer, die es besonders durch
Steuern hart bedrückten. Das entflammte die Goten zu einem letzten
Verzweiflungskampfe. Sie erhoben in Verona den jugendlichen, tapferen
Totila zum König, der in raschem Zuge ganz Italien wieder gewann.
Gerecht und milde suchte er auch die römischen Landbewohner für sich zu
gewinnen, aber ohne großen Erfolg. Die Zahl seiner Volksgenossen war
in den langen Kämpfen sehr zusammengeschmolzen; er erlag bei Paginaesss.
einem frischen, größtenteils aus germanischen Söldnern (Langobarden, Ge-
ptdeit u. a.) bestehenden Heere, das Narses, der Nachfolger Belifars, nach
Italien geführt hatte, und fiel selbst in der Schlacht. Der Rest des
tapferen Volkes zog unter dem neuen Könige, dem schwarzen Teja, nach
Süden und wurde nach heldenmütigem Kampse von der Über-
macht des Narses am Vesuv vernichtet. Die wenigen Ostgoten,
die diese blutigen Tage überlebten, verschwinden unter andere germanische
Völker. Italien wurde eine Provinz des oströmifchen Reiches; die Statt¬
halterschaft führte Narses (Exarch).
§ 15. Die Langobarden. Als Narses abberufen wurde, kamen D^Lango-
die Langobarden^), die Italien in dem Kampfe gegen die Ostgoten
kennen gelernt hatten, unter dem Könige Alboin über die Alpen. Ihre
bisherigen Wohnsitze an der Donau und Theiß nahmen die Avaren,
ein türkisch-finnisches Reitervolk ein. In raschem Ansturm eroberten sie
Oberitalien bis zum Po; die Stadt Ticinum (Pavia) konnte jedoch erst
nach dreijähriger Belagerung besetzt werden. Alboin wurde auf Anstiften
seiner Gemahlin Rosamunde ermordet, als er sie zwang, aus einem
Pokal zu trinken, den er aus dem Schädel ihres Vaters hatte herstellen
lassen. Die Langobarden beschränkten sich im wesentlichen auf Ober-Julien.
*) Langbärte oder Langschilder?