rief: „Ei, da liegt aber viel Zucker auf dem Rasen, das sieht ja
ganz weiß aus!“ Die Mama lachte und sagte: „Du bist ein kleines
Dummchen! Das ist kein Zucker, das ist Reif, und wenn die Sonne
noch ein Weilchen scheint, wird er wieder verschwinden.“ — „Aber
der Reif kommt doch wieder?“ fragte das Spätzlein. „Nur, wenn
der Nordwind in der Nacht kalt weht,“ antwortete der alte Spatz.
„Wer ist denn der Nordwind, Mama?“ fragte neugierig das Spatzen¬
kind. Die Mama sagte: „Das ist des Winters Diener, der uns den
Winter meldet.“. „Ach, wenn es doch bald Winter wäre!“ rief das
Spätzchen. Doch die Spatzenmutter sagte ernst: „Du kennst noch
keinen Winter, mein Nesthäkchen. Uns Vögeln geht es da manch¬
mal gar nicht gut. Der Winter bedeckt alle Felder und Gärten mit
Schnee.“ „Ja, aber Muttchen, woher bekommen wir denn da unser
Futter?“ fragte das Spatzenkind ganz ängstlich. „O, da gibt es
viele gute Leute und Kinder, die uns Futter hinstreuen. Sieh mal,
gerade vor unserm Baum ist das Fenster der kleinen Frida. Die
schüttet alle Morgen die Krümchen vom Kaffeetisch auf das Fenster¬
brett. Wenn sie das Fensterbrett wieder zugemacht hat, fliegen wir
hin und holen uns die guten Kuchen- und Semmelkrümchen.“
„Bleiben wir im Winter auf unserm Baume wohnen?“ fragte der
kleine Spatz. „Nein,“ antwortete der alte, „auch unser Baum ver¬
liert bald alle Blätter, dann zerzaust der Wind unser Nest. Deshalb
machen wir uns am Hause unter dem Dache ein neues, damit wir
vor Sturm und Schnee geschützt sind.“ „Machen das alle Vögel
so?“ „Nur die Vögel, die,hier bleiben. Die Singvögel ziehen weit
fort in ein warmes Land, wo kein Nordwind weht und kein Reif
am Morgen auf den Wiesen liegt.“ „Ach Mütterchen, können wir
nicht auch in das warme Land reisen?“ „Nein,“ lachte die Mutter,
„wir können nicht so weit fliegen. Die Reise geht über Wiesen und
Wälder und über hohe Berge. Aber das Schlimmste ist doch das
große, breite Wasser, das Meer heißt!“ „Aber wir werden erfrieren,“
jammerte das Kind. Doch die Alte sprach: „Der liebe Gott schenkte
uns ein warmes Federkleid!“ „Und was machen die armen Blumen
und Bäume im Winter?“ „Auch diese erhalten ein warmes Winter¬
kleid! Der Winter bedeckt sie mit einer warmen Schneedecke, die
hält sehr warm, und darunter schlafen die Saaten und Wälder, bis
sie der Frühling mit seinen hellen Sonnenstrahlen wieder aufweckt.“
„Wird es heute schneien?“ fragte das Spätzlein. „Ich glaube nicht,“
antwortete der Spatz, „dazu ist der Wind zu warm.“ „Woher