9. Welcher Fuß hat keine Zeh’?
Welcher Streich tut keinem weh,
Welcher Wurf und Stoß und Schlag?
Rat nun, wer da kann und mag!
151. Reimspruche. Von Robert Reinick.
Gedichte, Erzählungen und Märchen. I. Dresden 1907. S. 81.
Frage nicht, was andre machen,
acht auf deine eignen Sachen!
Den Fsel kennt man an den Ohren,
am schwarten Angesicht den Mohren,
an dummen Fragen einen Toren.
Wer viel anfängt zu gleicher Zeit,
macht alles halb und nichts gescheit.
152. DlC Wichtelmänner. Von den Brüdern Grimm.
Kinder- und Hausmärchen. Originalausgabe. 32. Ausl., besorgt von
Reinhold Steig. Stuttgart u. Berlin 1906. S. 131.
1.
Es war ein Schuster ohne seine Schuld so arm geworden, daß
ihm endlich nichts mehr übrigblieb als Feder zu einem ein¬
zigen Paar Schuhe. Nun schnitt er am Abend die Schuhe zu, die
wollte er den nächsten Morgen in Arbeit nehmen, und weil er ein
gutes Gewissen hatte, so legte er sich ruhig zu Bett, befahl sich
dem lieben Gott und schlief ein.
2.
Morgens, nachdem er sein Gebet verrichtet hatte und sich zur
Arbeit niedersetzen wollte, so standen die beiden Schuhe ganz
fertig auf seinem Tisch. Er verwunderte sich und wußte nicht,
was er dazu sagen sollte. Er nahm die Schuhe in die Hand, um
sie näher zu betrachten; sie waren so sauber gearbeitet, daß kein
Stich daran falsch war, gerade als wenn es ein Meisterstück sein
sollte. Bald darauf trat auch schon ein Käufer ein, und weil ihm
die Schuhe so gut gefielen, so bezahlte er mehr als gewöhnlich
dafür, und der Schuster konnte von dem Gelde Leder zu zwei
Paar Schuhen erhandeln. Er schnitt sie abends zu und wollte den
nächsten Morgen mit frischem Mut an die Arbeit gehen, aber er
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