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Spitze erreicht, bergunter wird's besser gehen!" Nach tausend Mühselig¬
keiten hatten sie endlich in 9 Tagen diese erreicht und standen auf dem
Kleinen Bernhard.
Hier in diesen luftigen Schneegefilden ließ er seine ausgehungerten
und fast erstarrten Soldaten ausruhen. Von den eisigen Wolkenhöhen
hinab zeigte er ihnen in weiter Ferne die sonnenhellen Fluren des schönen
Italiens. Ta bekam das Heer frischen Mut und begann hinab zu steigen.
Aber die Schwierigkeiten hierbei waren fast noch größer. Auf schlüpfrigen,
steilen Pfaden, zum Teil zwischen Abgründen oder über frischen Schnee,
der alsbald unter den Tritten so vieler Menschen und Tiere zu schlüpfrigem
Matsch wurde, ging der Marsch abwärts. Noch manches Opfer kostete
dieser Teil des Weges, Menschen und Tiere sah man da und dort aus¬
gleiten und unter vergeblichen Versuchen sich wieder zu erheben in die
Tiefe stürzen. An einer Stelle mußte der Weg erst durch dreitägige harte
Arbeit mit Felsensprengungen und Jochbauten für die Pferde und Elefanten
gangbar gemacht werden; halbverhungert kamen sie schließlich hinüber.
Endlich erreichte man bebautes und befreundetes Land. Wälder
und Matten, von den rasch und hell strömenden Gebirgswassern belebt,
erfreuten das Auge anstatt des bisherigen Anblicks kahler Felsen und ein¬
förmiger Schneegefilde. Die Tiere wurden auf die reichen, kräftigen Weiden
geschickt; die Menschen ruhten nach 15 schweren Tagen — so lange hatte
der Übergang gedauert — in den fruchtbaren Niederungen aus, um sich für-
neue Arbeit, neuen Kampf zu stärken. Seit dem Aufbruch aus Spanien
waren 5 Monate vergangen. 36 000 Mann soll Hannibal unterwegs ver¬
loren haben und mit nur 26 000 Mann in Italien angelangt sein (218).
Doch trug allein schon dieser Alpenübergang ihm ebenso viel Ruhm
ein wie seine Schlachten.
3. Dem Eintritt Hannibals in Italien folgten rasch feine berühmten
Siege am Ticrnus, an der Trebia (218) und am Trasimenifchen See
(217), für die Römer drei Niederlagen, die sie in die höchste Not brachten.
Da erstand ihnen ein Retter und dem Hannibal ein gefährlicher Gegner¬
in dem Diktator Fab ins, der sich nie auf einen Kampf mit ihm einließ,
sondern durch beständiges Überwachen, durch besonnenes und zähes Zögern
und Zaudern ihn fortwährend hinzuhalten, zu ermüden, zu schwächen suchte
und dadurch wirklich den Staat rettete. Anfangs verstand man in Rom dieses
Verfahren nicht, und die Heißsporne höhnten ihn als den „Zauderer" (Cunc-
tator); später aber ward der Spottname zum unsterblichen Ehrennamen.
Immer hielt sich Fabius auf den Berghöhen und Hütte dabei einmal, bei
einem Engpässe in Samnium, den Hannibal beinahe wie in einer Mause¬
falle gefangen. Rings hatte er alle Höhen besetzt, und nirgends schien ein
Ausweg zu sein. Da half sich der schlaue Punier durch eine List. Er