Bayerns Wachsen bis 1350. Entwicklung der Pfalz
Nr. 4.
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] Bistümer.
] Rhein- und Oberpfalz.
9 Oberbayern unter Ludwig I.
] Hinzuerworben.
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Hohenstaufen
Welfen
Wittelsbacher
Friedr. Barbarossa
f 1190
Konrad
Pfalzgraf am Rhein
Agnes
Friedr. ü. f 1250
Konrad IV. f 1264
Heinr. d. Löwe
abg. 1180
Otto v. Wittelsbach f 1183
Herzog von Bayern 1180
Otto
Pfalzgraf von Bayern
Agnes
Heinrich
Pfalzgr. am Rhein
1225
Ludw. I. d. Kelheimer Otto f 1208
Pfalzgr. am Rhein 1214 (erschlägt Kaiser Phil. v. Schwaben)
Otto H. d. Erlauchte f 1253
Oberbayern-
Rheinpfalz
Niederbayern (Landshut)
Elisabeth
Ludwig d. Strenge + 1294
Heinrich f 1290
Konradin f 1268
Rhein- u. Oberpfalz
Rudolf I. f 1319
Oberbayern (München)
Kaiser Ludw. d. Bayer f 1347
erlischt 1340
Oberbayern Brandenburg Tirol
Ludwig
(Gem. Marg. Maultasch)
Meinhard f 1363
(Linie erlischt.)
Stephan I. f 1375
Stammvater der folgenden
bayr. Herzöge
Niederbayern u. Holland Brandenburg
Ludwig d. Römer Otto d. Faule x
erhält 1351 Brandenburg verz. 1373 auf Brandenburg
Bayern unter den Wittelsbachern.
Bislang hatte sich Bayern den Kaisern gegenüber zurück¬
gehalten und auch zum Reiche meist eine Art Sonderstellung
eingenommen; unter den Wittelsbachern aber wurde das Ver¬
hältnis sofort ein freundliches. Den Segen dieses Wechsels
erfuhren beide Teile. Von Bayern darf behauptet werden,
dafs es durch die Hohenstaufen grofs und in seiner eigen¬
artigen Entwicklung geradezu bestimmt worden. Veränderte
es doch jetzt gewissermafsen seine Front und suchte seine
gröfseren Ziele nicht mehr im Osten, sondern im
Westen, auch am Rheine, wie die Hohenstaufen selber.—
Schon auf den ersten Römerzügen hatte Otto von Wittelsbach
dem Barbarossa 1155 und 1158 die wertvollste Hülfe geleistet
und in dankbarer Anerkennung dafür 1180 das Herzogtum
Bayern erhalten. Dies freundliche Verhältnis störte kein
Zwischenfall, auch nicht die Ermordung des Kaisers Philipp
von Schwaben durch den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach;
denn dies Verbrechen war aus der Privatrache eines einzelnen
geschehen und am Täter sofort gesühnt worden. Aufserdem
hatte Ludwig I. von Bayern „aus Scham“ über seinen Vetter
sogar die Stammburg Wittelsbach selber zerstört.
Dagegen folgten neue Wohltaten den alten. Barbarossa
hatte Bayern gegeben; Friedrich H. fügte 1214 die Rhein¬
pfalz hinzu, und schliefslich vererbten die letzten Hohen¬
staufen — Konradin war ein Neffe Ludwigs des Strengen —
auch noch ihren längst verpfändeten Besitz im Nordgau an
die Wittelsbacher. Denselben vervollständigten diese noch
durch neue Erwerbungen, wie die der Grafschaften Cham,
Vohburg u. a.
Leider aber sollten die ausgedehnten Länder — Bayern,
Rheinpfalz, Nordgau — bald wieder durch Teilungen zer¬
rissen werden.
Eine erste Teilung (1253) in Oberbayern (München) und
Niederbayern (Landshut) hatte allerdings keinen längeren
Bestand, da Niederbayern bereits 1340 infolge Aussterbens
wieder an Oberbayern zurückfiel. Eine zweite Teilung aber,
die Ludwig d. Strenge bei seinem Sterben für seine beiden
Söhne eintreten liefs (1294), hatte die dauernde Trennung der
Pfälzer und bayrischen Länder zur Folge. Zur Kurpfalz
am Rhein kam bei dieser Gelegenheit trotz seiner Lage und
trotz seiner bayrischen Bevölkerung der mainaufwärts ge¬
legene „Nord“gau, der seitdem die „Oberpfalz“ genannt wurde.
Diese, die so oft in der Geschichte ihren Herrn gewechselt,
wurde auch jetzt wieder der Zankapfel für die beiden Wittels¬
bacher Linien, und der daraus sich entwickelnde Gegensatz
wurde nicht blofs für sie selber, sondern auch für ganz
Deutschland wiederholt geradezu verhängnisvoll.
Auch der Familienvertrag von Pavia (1329), der end¬
gültig die gegenseitigen Beziehungen und den Wechselbesitz
der Kurwürde regeln sollte, konnte das Verhältnis nicht
besser gestalten, zumal da die Goldene Bulle (1356) die Kur
dauernd der Pfälzer Linie ausschliefslich zusprach.
Von grofsem Interesse ist die eigenartige Entwicklung
dieses Pfalzgrafentums.
Die Pfalzgrafen am Rhein waren unter den zahlreichen
Vertretern kaiserlicher Rechte die bedeutendsten. Sie hatten
ursprünglich, wie auch die drei anderen Pfalzgrafen, die
Bestimmung, ein Gegengewicht gegen die Stammesherzöge
zu bilden. In dieser Eigenschaft sprachen sie namens des Kaisers Recht,
verliehen Privilegien und verwalteten die kaiserlichen Güter. Während
dann jedoch anderswo, z. B. in Bayern, die herzogliche Gewalt die stärkere
wurde und das Pfalzgrafenamt mit dem eigenen vereinigte, löste sich um¬
gekehrt in Franken das Herzogtum in viele Teile auf, aber an die Stelle
der kaiserlichen Gewalt trat hier diejenige seines Pfalzgrafen. Derselbe
wurde um so mächtiger, als hier am Mittelrhein die kaiserlichen Pfalzen
zahlreicher denn irgendwo anders waren. (Bacharach, Ingelheim, Oppen¬
heim, Kaiserslautern, Trifeis, Heidelberg, Gelnhausen u. a.) Dafs dabei
die Pfalzgrafschaft eine so zerrissene Gestalt erhielt, erklärt sich schon
aus der Zusammenfügung so vielen Einzelbesitzes. — Anfangs hatten
die Pfalzgrafen in Aachen gewohnt, wo ja schon seit Karl d. Grofsen
das vornehmste Hoflager des Kaisers gewesen. Dann verlegte der Pfalz¬
graf seinen Sitz nach der Burg Stahleck bei Bacharach, von wo aus man
Land und Rechte weiter zu mehren wufste. Hier residierte u. a. der
Pfalzgraf Konrad, dem sein Bruder, der Kaiser Barbarossa, die Würde
gegeben, und so fand hier die romantische Heirat des Welfen Heinrich
und der Staufin Agnes statt, aber derselbe Konrad erweiterte auch um
seinen staufischen Hausbesitz südwärts die pfalzgräflichen Lande. Die
Richtung dieses Zuwachses zog dann bald die Verlegung der Residenz
nach Heidelberg nach sich.
Hatte die oben erwähnte Heirat die Pfalzgrafschaft den Welfen
zugebracht, so führte der neue, 1214 bei Bouvines entschiedene Krieg
wieder zur Zurücknahme derselben und zur Übertragung des Amtes
an den treuen Wittelsbacher Ludwig den Kelheimer. Sein Sohn Otto
brachte dann 1225 durch die Heirat der welfischen Pfalzgrafen Tochter
Agnes auch den Familienbesitz an die Wittelsbacher. Der ganze
Zuwachs wurde diesem Hause nochmals 1255 durch Vertrag bestätigt.
Damit war Bayern, dessen Herrscher bereits seit Otto dem Erlauchten
zu Heidelberg residierten, im Begriff, den Schwerpunkt des Reiches von
der Donau nach dem Mittelrhein zu verlegen, als die oben erwähnte
Teilung 1294 Bayern wieder trennte. Die ältere Linie bekam den als vor¬
nehmer geltenden Teil am Rhein und dazu auch den Nordgau, der nunmehr
Oberpfalz genannt wurde. Bayern selber aber war wieder klein geworden.
Doch Ludwig, das Haupt dieser jüngeren Linie, tat alles, dasselbe wieder
zu vergröfsern. 1314 liefs er sich zum Kaiser machen, obschon dies nur
möglich war im langjährigen Kampfe nicht blofs mit Österreich, dem alten
Widersacher, sondern auch mit seinem eigenen Bruder, dem Kurfürsten
von der Pfalz. Dafs er durch Erbschaft (1340) die Hausmacht um
Niederbayern ausdehnte, war gewifs erfreulich, dafs er durch die
Verheiratung der Marg. Maultasch mit seinem Sohne Ludwig (1342) das
altbayrische Tirol wieder erwerben wollte, war begreiflich, so bedenk¬
lich auch die Mittel waren, jedoch die Besitznahme der entlegenen, jetzt
„freigewordenen“ Länder Hennegau, Seeland, Holland, Friesland
(1345) sowie bereits früher (1324) die von Brandenburg mitsamt der
Niederlausitz verrät eine Ländersucht, die auch vor den unnatür¬
lichsten Erwerbungen zugunsten der Hausmacht nicht zurückschreckte.
Wieviel einfacher und näher liegend waren doch die Wege der
früheren Ausdehnung im S. Osten gewesen!