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6.
Als sie an Reinekes Burg kamen, sagte dieser: „Bleibet hier stehen!
Ich will hineingehen und die Schlüssel herausbringen." Drinnen aber rief
er: „Lampe, lieber Freund, komm und hilf mir die Schlüssel tragen;
denn sie sind sehr schwer." Das Häschen dachte an nichts Böses und
ging in die Höhle.
Sofort fiel der Rotfuchs über das schwache Tier her und biß ihm
den Kopf ab. Bellin hörte Hilferufe und fragte: „Was ist denn los?
Es ist doch kein Unglück geschehen?" „Nein," rief Reineke heraus, „der
Hase freut sich und lacht über meine Kinder." Nicht lange, so kam der
Schelm aus der Höhle und brachte eine Tasche mit. Er gab sie Bellin
und sagte: „Lieber, Lampe will gern bis morgen früh bei mir bleiben.
Willst du nicht allein zum König gehen? Hier gebe ich dir die Tasche
mit den Schlüsseln. Auch ist ein Brief an den König darin. Ich habe
ihm geschrieben, daß wir erst morgen kommen." Bellin merkte nichts
Arges und ging seines Weges.
Er kam zum König und reichte ihm die Tasche. Nobel freute sich
und öffnete sie. Aber was brachte er heraus? Den Kopf des Häschens!
Den und weiter nichts hatte Reineke in die Tasche getan, um den Löwen
zu verspotten.
Jetzt aber schrie der König vor Wut, daß die Erde erzitterte. Er
zeigte allen Tieren den Kopf des Häschens und sprach: „Seht her, was
der Schelm Reineke wieder getan hat! Auch mich hat er angeführt. Nun
aber ist das Maß seiner Sünden voll. Laßt uns alle gleich in den Wald
eilen und ihn suchen! Ich selbst will euch anführen. Ganz gewiß soll
er nun sterben!"
7.
Die Tiere kamen am Walde an. Nobel verteilte sie vorsichtig, damit
der Schlaumeier nicht entwische. Alle Vögel mußten sich auf die Bäume
setzen und acht geben, daß sich Reineke nicht heimlich aus dem Walde
schlich. Die vierfüßigen Tiere aber umstellten den Wald in großem Kreise.
Dann gingen sie hinein, Reineke zu suchen.
Nach einer Weile hatten sie Reinekes Höhle ausgekundschaftet. Wald¬
mann, der Dachshund, mußte hineinkriechen und sehen, ob der Bösewicht
zu Hause wäre. Er fand nur Rosel, Reinhard und deren Mutter Erme-
lyn in der Wohnung vor und führte sie zum König. Reineke selbst hatte
Reißaus genommen; denn er wußte schon, daß er gesucht würde. „Wo
ist Reineke?" redete Nobel Frau Ermelyn an. „Verschweig mir's nicht,
sonst kostet's dir das Leben." Und der König befahl, sie zu binden. Da