2. Die Sonn' ist längst auf ihrer Bahn,
auf seinem Posten kräht der Hahn,
die Tauben flattern aus dem Schlag
und sonnen sich im ros'gen Tag.
Guten Morgen!
3. Schon tönen Lieder und Schalmei'n,
Der Herde Glöcklein klingen drein,
und seinen Morgengruß entbeut
vom Turme weithin das Geläut.
Guten Morgen!
4. Was nur die Hände rühren kann,
das schickt sich jetzt zur Arbeit an;
die Nachbarsleut' in Stadt und Land,
sie drücken sich zum Gruß die Haud.
Guten Morgen!
5. Und alles regt sich nah und fern
und rüstet sich und preist den Herrn.
Ihr wollt doch nicht die Letzten sein?
Drum stehet auf und stimmet ein:
Guten Morgen!
5. Der Bäckerjunge. von Max Eschner.
Natur und Menschenhand im Dienste des Hauses. I. Bd. 2. Aust. Stuttgart o. I. S. 3.
Es ist noch sehr früh am Morgen. Die Dämmerung verkündet
den nahenden Tag. In tiefem Schlummer ruhen noch die
Bewohner des Hauses.
Da dringt plötzlich schrill und scharf der Ton der Klingel
durch die stillen Räume. Erschrocken fährt die Mutter von ihrem
Lager auf.
„Wer schellt denn schon so früh?“ fragt sie unwillig. Ein
rascher Blick auf die Uhr gibt ihr die Antwort: „Aha, der Bäcker¬
junge mit den Brötchen!“
Sie weckt sofort Guste, das Dienstmädchen, das mit einigem
Widerstreben sein warmes Bett verläßt und nur notdürftig bekleidet
an die Türe huscht. Aber Guste muß die Tür schon völlig öffnen,
wenn sie den Bäckerlehrling entdecken will. Zwar steht da draußen
ein Korb, gefüllt mit frisch duftenden, noch warmen Brötchen und
Semmeln, aber erst bei schärferem Umherspähen in dem schwach
1*