Full text: Haus und Vaterland I (Bd. 4)

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verwehten Sandmassen, die der Westwind über das Eis getrieben 
hatte, doch längst zum Stehen gekommen und kräftig bewaldet. 
Da geschaht in meinen Tagen, daß Schneedruck und Wind¬ 
bruch das Wäldchen zerrütteten. In den nächsten Wintern hatte das 
Haff sehr lange schneefreies Eis, dazu zahlreiche Weststürme; die 
fegten starke Sandströme über die glatte Fläche hinüber in jene 
Bucht. Dieser junge Sand warf sich auf den halb entwaldeten 
Hügel, überzog ihn allmählich, zerdrückte die Grasnarbe, fraß die 
noch stehenden Bäume an und verdarb ihren Boden. So wurde die 
tote Düne wieder lebendig und kam ins Wandern. Der Flugsand 
flog herüber auf mein Gebiet und bedrohte mir die Wiesen mit 
schwerer Verwüstung. 
Ich nahm den Kampf auf, warf ihm Strauchzäune entgegen, 
tiefe Gräben und selbst eine feste, steinerne Mauer. Bald sah ich 
ein, daß dies alles nichts nützte, den Fortschritt des Sandes nur 
scheinbar hemmte. In Wahrheit gaben die Hindernisse ihm nur 
einen Halt, sich geschlossener zu häufen und dann von der Höhe 
wie von einer genommenen Schanze herab desto mächtiger auf mich 
niederzustürzen. 
Ich schrieb nach Holland und Dänemark und lernte, wie man 
dort der Dünen Meister zu werden sucht. Man faßt sie im Rücken, 
man bepflanzt sie auf der Westseite, die langsam ansteigt; denn 
von dorther wehen die Winde am häufigsten und bringen den 
Berg zum Wandern nach Osten. 
So fing ich an, den nackten Sand auf dem Grundstücke meines 
Nachbarn mit Dünenrohr zu besäen. Dies hemmt den Sandflug, 
gleicht ihn aus und glättet den Boden, daß der Wind nun weniger 
Halt findet, anzupacken und ihn tiefer aufzurühren. Strandhafer, 
Dünengras, Sandweiden und ähnliche Pflänzchen richten sich dann 
auf dem so bereiteten Boden ein und binden ihn fester, erzeugen 
auch bald eine leichte Schicht bescheidener Fruchterde. Zuletzt 
wird versucht, junge Kiefern, Birken und Weiden zu setzen. Noch 
gehen die meisten zugrunde; doch ein und das andere Bäumchen 
haftet und kämpft sich durch, und jedes einzelne, das standhält, 
gibt zwei oder drei andern wieder Halt und Schutz. Allmählich 
schließen die Reihen sich fester und fester, und der Sand findet 
dauernden Widerstand an der lebendigen Mauer. Immer wieder 
versucht er, das Erdreich zu verderben; doch die Pflanzen bereiten 
sich selbst ihren Dünger und verbessern es stetig von neuem. So
	        
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