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reckte sich lang aus, gähnte und ging dann seiner Wege. — Hans fand
auch eine Gefährtin. Unsere Nachbarin brachte nämlich eine hübsche
schwarz und weiß gefleckte Katze mit nach Hause, die sich bald recht hei¬
misch fühlte und, wenn die Etagentür offen stand — es war im Sommer
— ihre Entdeckungsreisen bis in unsere Wohnung ausdehnte. Einmal
saß ich nun nach dem Mittagessen im Lehnstuhl und wollte ein wenig
schlummern. Alles war ruhig um mich her, nur der Matz hüpfte auf
der Fensterbank hin und her. Plötzlich kam durch die geöffnete Stuben¬
tür die schwarzweiße Katze herein. Ich merkte, wie sie den Vogel ge¬
wahrte, sah, wie sie heranschlich und sich zum Sprunge niederduckte,
und doch konnte ich nicht helfen. Schon gab ich meinen Vogel verloren,
da kam jemand, der sich besser zu rühren verstand als ich. Unter dem
Sofa lag der Hans-Kater, gleichfalls im Begriff, sein Mittagsschläfchen
zu halten. Sein feines Ohr hatte den leisen Katzentritt vernommen, und
er hatte seine Nachbarin scharf im Auge behalten. Wie sie sich zum
Sprunge niederduckte, tat Hans dasselbe, und im nächsten Augenblick
saß er ihr auf dem Nacken, und es regnete Ohrfeigen von links und
von rechts, daß die Haare stoben, und die Überfallene mit Schmerzens-
geschrei eiligst aus der Tür schoß. Das ging alles so flink wie der
Blitz, und dann saß der Hans ruhig, als ob nichts vorgefallen sei,
und leckte sich die Pfoten und strich sich die Frisur wieder zurecht. —
Nun sage mir noch einer von Katzensalschheit! Die Falschheit wird der
Katze nur anerzogen; sie wehrt sich, wenn sie gequält und geneckt wird,
und sonst zeigt sie dieselbe Treue wie der Hund.
Dennoch konnten wir den Hans nicht behalten. Auch ein Haus-
tier fühlt sich am wohlsten, wenn es Freiheit genießen kann. Das sieht
mair dem Hunde an, der seinen Herrn begleiten darf, wie er nmher-
jagt und vor Freude laut bellt; das sieht man dem sonst so phlegmati¬
schen Rinde an, wenn es nach langer Stallhaft zur Frühlingszeit auf
die Weide getrieben wird und sich dabei in ausgelassenen Sprüngen er¬
geht. Wir wohnten in der Großstadt, wo turmhohe Häuser sich eins ans
andere reihten, drei Treppen hoch. Da sah es mit dem Ausgehen für
unsern Hans nicht zum besten aus, und ein aufmerksamer Beobachter
und Tierfreund konnte wohl sehen, daß mit dem Kater etwas nicht in
Ordnung war. So wurde denn in einem Familienrate beschlossen, daß
Hans fort müsse. Nun kam allwöchentlich in unser Haus eine Fisch¬
frau, die unsern Mittagstisch mit Elbbutt und Schellfischen, mit frischen
Heringen und Stint, mit Hechten und Barschen und Aalen versorgte.
Sie wohnte weit draußen am äußersten Ende der Vorstadt, und da es
ihr au Katzenfutter nicht gebrach, und da der Hans-Kater sich mit ihr