Full text: Haus und Vaterland I (Bd. 4)

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und gleich darauf war er mitten zwischen ihnen. Von der Zeit an war 
es mit seiner Häuslichkeit vorbei. Oft trieb er sich ganze Nächte draußen 
umher und stellte sich nur dann wieder ein, wenn der Hunger ihn nach 
Hause trieb. Ein beliebter Aufenthalt war ihm eine alte Scheune, und 
hier war es auch, wo er zuerst seinen eigentlichen Katzenberuf ausübte: 
er fing hier seine erste Maus. Ha, welch ein Wonnegefühl, welch ein 
Siegesrausch, den zuckenden Feind mit starker Klane zu Boden zu 
drücken! Welch ein Genuß, dieses warme Blut! Fort mit den Fisch¬ 
köpfen, weg mit der Milch, die man ohnehin mit der Gefahr, ein zer- 
bleutes Fell davonzutragen, nur heimlich sich nehmen darf. „Piep, 
piep!" schallt es vom Platze vor der Scheune. Eine Spatzenschar tum¬ 
melt sich dort, unb in der Ecke, dicht bei dem alten Pumpenrohr, das 
dort an der Erde liegt, sitzt ein junges Spätzlein, zittert mit den Flügeln 
und sperrt den kleinen Gelbschnabel auf, daß die Mutter ihm Futter 
bringe. Wie spitzt der Hans die Ohren, wie funkeln seine Augen! 
Niedergeduckt, fast mit dem Bauche den Erdboden berührend, schleicht 
er heran. Das Pumpenrohr dient ihm als willkommene Deckung. Jetzt 
ein jäher Sprung, und er hat den armen Vogel erwischt. Schreiend 
stiebt die Spatzenschar auseinander; von der Küchentür her saust, von 
kräftigem Arme geschwungen, ein schwerer Holzpantoffel als Wurfgeschoß 
über den Hof, aber der Räuber geht mit mächtigem Satze über die Planke 
und verzehrt jenseits in Sicherheit seine Beute. 
So wurde der Hans ein richtiger Strauchritter. Einmal allerdings 
wäre ihm der Spaß fast verdorben worden. An den Gärten entlang 
führte ein schmutziger Graben, in den gewöhnlich die Abfälle geworfen 
wurden. Hier regte sich etwas des Abends im Dämmerlicht, eine Ratte 
huschte zwischen dem Gerümpel umher. Im Nu hatte Hans sie gepackt 
und wollte schon sein grausames Spiel mit ihr beginnen, wie er es mit 
den Mäusen zu machen pflegte. Aber kaum ließ er ein wenig locker, so 
biß ihn die Ratte ganz gehörig in die eine Pfote. Der Kater erschrak nicht 
wenig, fast wäre er davongelaufen; dann aber erfaßte ihn die Wut über 
den frechen Wicht, und er biß ihn tot. Nicht lange danach hatte er ein 
anderes, noch schlimmeres Abenteuer. Er kam auf seinen Streifzügen 
nach einem Lagerplatze, auf dem Holz aufgestapelt lag. Dieser Platz 
wurde bewacht von zwei großen Kettenhunden, die abends, wenn die 
Arbeiter Feierabend gemacht hatten, von der Kette gelöst wurden. Einer 
dieser schlimmen Gesellen stellte den Hans, und es war ein Glück für 
ihn, daß er den Rücken gedeckt hatte. Der Hund wagte sich offenbar 
nicht recht heran, doch er machte einen fürchterlichen Lärm und rief da¬ 
durch seinen Gefährten herbei. Der kam nun auch heran mit großen
	        
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