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meiner Frau und hatte ohne alle Frage den Begriff vom Ort, den der
dünkelhafte Mensch sich so gern allein vindizieren möchte; denn, wenn
es abends nach dem Essen in sein Bettchen zurück wollte und meine
Frau aufstand, um es mir abzunehmen und aus dem Speisezimmer
ins Schlafgemach zurückzubringen, so blieb es ruhig in meiner Hand
liegen, solange sie sich an meiner rechten Seite hielt, wurde aber höchst
ungeduldig, sobald sie an die linke trat, da jene zum Fenster, diese
aber zur Tür führte, woraus aufs bestimmteste hervorgeht, daß es den
Weg genau kannte. Im Sommer, in seiner munteren Zeit, behielt ich
es fast den ganzen Tag bei mir, und auf das allerdeutlichste gab es mir
alle seine Wünsche zu erkennen; wollte es auf den Bücherschrank, so stieß
es gewisse Töne aus, die ich verstand wie das menschliche Wort; wollte
es herunter, so lief es hin und her; dann fragte ich von meinem Schreib¬
tisch herüber: „Soll ich kommen?" Und zur Antwort breitete es seine
Händchen aus. Mit ausgebreiteten Händchen begrüßte es mich auch,
wenn ich nach Hause kam; auch vertrat ich in seiner Jugend bei ihm
den Baum, indem es immer um mich, wie um einen solchen, herum¬
lief. Dreimal war es mit in Gmunden; dort schlief es das erste Jahr
in einem Käfig, der nachts vor meinem Bette stand, und aus dem es
des Morgens, die kleinen Arme auf die Tür gestützt, wie ein Müller¬
knappe hervorschaute, später in einem Wandkorb, auf den es gleich
wieder zustrebte, als wir zurückkehrten. Setzte ich es in einen Baum,
so kletterte es hinauf, sah sich um, probierte eine Zwetsche, betrachtete
die Vögel, die es verwundert umkreisten, und glitt dann in meine Hand
zurück. Setzte ich es auf die Erde, so hüpfte es auf dem gebahnten, mit
Sand bestreuten Wege mit unendlicher Eile ins Haus zurück. Wer will
dieser Fülle anmutiger Bilder nachkommen! In dem Gedicht: „Das
Geheimnis der Schönheit", welches das liebliche Tier hervorrief, sind
sie aufgezählt; ich aber muß endigen, denn meine Augen füllen sich
wieder mit Wasser.-
\h Eine Finkenmutter.
von Alara Hepner.
Ich war eben auf Röklbrunn, dem Landsitze meiner Freundin, an¬
gekommen und packte im Gastzimmer meinen Koffer aus, während ich
ab und zu einen Blick in den Park tat, der im Frühlingskleide
prangte, und auf das vielstimmige Vogellied lauschte, das zu mir her¬
aufschallte.
Da schwirrte etwas ans Fenster, und herein hüpfte ein kleines