Full text: [Teil 1 = Kl. 8 u. 7] (Teil 1 = Kl. 8 u. 7)

in den Wald. Als das die Bauern gewahr wurden, liefen sie dem 
Fuchse nach und schrieen: „Der Fuchs trägt unsern Hahn fort!" 
Der Hahn, der das hörte, sprach zu dem Fuchse: „Hörst du, Herr- 
Fuchs, was die groben Bauern sagen? Sprich du zu ihnen: Ich trage 
meinen Hahn und nicht den euern!" — Da ließ der Fuchs den Hahn 
aus dem Maule und sprach: „Ich trage meinen Hahn und nicht den 
euern." Indem flog der Hahn auf einen Baum und sprach: „Du 
lügst, Herr Fuchs, du lügst; ich gehöre den Bauern, nicht dir." Da 
schlug der Fuchs sich selbst aufs Maul und sprach: „O, du böses Maul, 
wieviel schwatzest du! Wieviel redest du unnütz! Hättest du jetzt nicht 
geredet, so hättest du deinen Raub nicht verloren." 
Simrock, Äsops Fabeln. Frankfurt a. M. 1866, S. 130. 
136. Düs Scf)stfcf)CU. Von Ernst Anschütz. 
1. Auf dem grünen Rasen, 
wo die Veilchen blühn, 
geht mein Schäfchen grasen 
in dem jungen Grün. 
2. Auf der grünen Weide 
froh mein Schäfchen springt, 
fühlt wie ich die Freude, 
die der Frühling bringt. 
3. Wo die Blümchen blinken 
an der Quelle Saum, 
geht mein Schäfchen trinken, 
schläft dann unterm Baum. 
Anschütz, Musikalisches Schulgesangbuch. (Gekürzt.) Leipzig, C. H. Reclam, 1824, S. 29. 
137. Vom Wolf und Lämmlein. von Martin Luther. 
Ein Wolf und ein Lämmlein kamen beide von ungefähr an 
einen Bach, um zu trinken. Der Wolf trank oben am Bache, 
das Lamm aber fern unten. Da der Wolf das Lämmlein gewahr 
wurde, hätte er es gern unter einem guten Vorwand verzehrt. 
Er lief hin zu ihm und sprach: „Was trübst du mir das Wasser, 
daß ich nicht trinken kann?“ Das Lämmlein antwortete: „Wie 
kann ich dir das Wasser trüben, da du doch über mir trinkst? 
Eher möchtest du mirs wohl trüben.“ Der Wolf sprach: „Wie, 
fluchst du mir noch dazu?“ Das Lämmlein antwortete: „Ich 
fluche dir doch nicht!“ Der Wolf sprach: „Ja, dein Vater hat mir 
vor sechs Monden auch dasselbe getan.“ Das Lämmlein antwortete: 
„Bin ich doch dazumal noch nicht geboren gewesen; wie soll ich 
für meinen Vater büßen?“ Der Wolf sprach: „So hast du mir 
Tcsch, Lesebuch für Mittelschulen. I. 
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