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197. Die vier Brüder.
1. Vier Brüder gehn jahraus,
jahrein
im ganzen Land spazieren;
5 doch jeder kommt für sich
allein,
uns Gaben zuzuführen.
2. Der erste kommt mit leich¬
tem Sinn,
10 in reines Blau gehüllet,
streut Knospen, Blätter, Blüten
hin,
die er mit Düften füllet.
3. Der zweite tritt schon ernster
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mit Sonnenschein und Regen,
streut Blumen aus in seinem
Lauf,
der Ernte reichen Segen.
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Von Karl Gottfried Theodor Winkler.
4. Der dritte naht mit Über¬
fluß
und füllet Küch’ und Scheune,
bringt uns zum süßesten Ge¬
nuß
viel Äpfel, Küss' und Weine.
5. Verdrießlich braust der vierte
her,
in Nacht und Grau gehüllet,
sieht Feld und Wald und Wiesen
leer,
die er mit Schnee erfüllet.
6. Wer sagt mir, wer die Brüder
sind,
die so einander jagen?
Leicht rät sie wohl ein jedes
Kind;
drum brauch’ ich's nicht zu
sagen!
Winkler (Hell), Rosen u. Vergißmeinnicht.
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198. Wie der arme Schneemann im Frühling klagt.
Von Rudolf Löweustein.
helfen mir die Pelze?
Ich armer Mann zerschmelze,
-er Kopf ist schon zerronnen,
-er Rumpf hat auch begonnen.
(D weh, schon kommt ein warmer Hauch,
-er nimmt mir fort auch meinen Bauch!
Balö geht's beim Sonnenscheine
mir gar auch an -ie Beine.
Wie kann ich -enn noch stehen?
Ich muß, ich muß zergehen.
Rch, wär' ich armer Schlucker
-och wenigstens von Zucker,
-aß öann ein gutes Kin-lein käm'
un- mich zu sich nach Hause nähm'l" —