Full text: [Teil 1 = Kl. 8 u. 7] (Teil 1 = Kl. 8 u. 7)

Großmutter und hatte die Haube tief ins Gesicht gesetzt und sah so 
wunderlich aus. „Ei, Großmutter, was hast du für große Ohren!" 
„Daß ich dich besser hören kann." „Ei, Großmutter, was hast du für 
große Augen! „Daß ich dich besser sehen kann." „Ei, Großmutter, was 
hast du für große Hände!" „Daß ich dich besser packen kann." „Aber, 
Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!" „Daß ich 
dich besser fressen kann." Kaum hatte der Wolf das gesagt, so tat er 
einen Satz aus dem Bett und verschlang das arme Rotkäppchen. 
6. Wie der Wolf bestraft wird. 
Wie der Wolf sein Gelüsten gestillt hatte, legte er sich wieder ins 
Bett, schlief ein und fing an, überlaut zu schnarchen. Der Jäger ging 
eben an dem Hause vorbei und dachte: „Wie die alte Frau schnarcht! 
Du mußt doch sehen, ob ihr etwas fehlt." Da trat er in die Stube, 
und wie er vor das Bett kam, so sah er, daß der Wolf darin lag. 
„Finde ich dich hier, du alter Sünder," sagte er, „ich habe dich lange 
gesucht." Nun wollte er seine Büchse anlegen, da siel ihm ein, der Wolf 
könnte die Großmutter gefressen haben, und sie wäre noch zu retten, schoß 
nicht, sondern nahm eine Schere und fing an, dem schlafenden Wolf den 
Bauch aufzuschneiden. Wie er ein paar Schnitte getan hatte, da sah er 
das rote Käppchen leuchten, und noch ein paar Schnitte, da sprang das 
Mädchen heraus und rief: „Ach, wie war ich erschrocken, wie war's so 
dunkel in dem Wolf seinem Leib!" Und dann kam die alte Großmutter 
auch noch lebendig heraus und konnte kaum atmen. Rotkäppchen aber 
holte geschwind große Steine, damit füllten sie dem Wolfe den Leib, und 
wie er aufwachte, wollte er fortspringen; aber die Steine waren so schwer, 
daß er gleich niedersank und sich tot fiel. 
Da waren alle drei vergnügt, der Jäger zog dem Wolfe den Pelz 
ab und ging damit heim, die Großmutter aß den Kuchen und trank den 
Wein, den Rotkäppchen gebracht hatte, und erholte sich wieder, Rotkäppchen 
aber dachte: „Du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom Wege ab in 
den Wald laufen, wenn dir's die Mutter verboten hat." 
Brüder Grimm. Kinder- und Hausmärchen. Große Ausgabe, 18. Aufl. Berlin, Hertz, 1883, S. 105. 
39. Frau Holle« Von Jabob u. Wilhelm Grimm. 
Eine Witwe hatte zwei Töchter, von diesen war die eine schön 
und fleißig, die andere häßlich und faul. Sie hatte aber die 
häßliche und faule, weil sie ihre rechte Tochter war, viel lieber, und 
die andere mußte alle Arbeit tun und der Aschenputtel im Hause 
sein. Das arme Mädchen mußte sich täglich auf die große Straße 
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