Brunnen brächte, der sollte Sieger sein. Nun bekam der Läufer einen
Krug und die Königstochter auch einen, und sie fingen zu gleicher Zeit
zu laufen an: aber in einem Augenblick, als die Königstochter erst eine
kleine Strecke fort war, konnte den Läufer schon kein Zuschauer mehr
sehen, und es war nicht anders, als wäre der Wind vorbeigesaust. In
kurzer Zeit langte er bei dem Brunnen an, schöpfte den Krug voll Wasser
und kehrte wieder um.
Mitten aber auf dem Heimweg überkam ihn eine Müdigkeit, da
fetzte er den Krug hin, legte sich nieder und schlief ein. Er hatte aber
einen Pferdeschädel, der da auf der Erde lag, zum Kopfkissen gemacht,
damit er hart lüge und bald wieder erwachte. Indessen war die Königs¬
tochter, die auch gut laufen konnte, so gut es ein gewöhnlicher Mensch
vermag, bei dem Brunnen angelangt und eilte mit ihrem Kruge voll
Wasser zurück, und als sie den Läufer da liegen und schlafen sah, war
sie froh und sprach: „Der Feind ist in meine Hände gegeben," leerte
feinen Krug aus und sprang weiter. Nun wäre alles verloren gewesen,
wenn nicht zu gutem Glück der Jäger mit seinen scharfen Augen oben
auf dem Schlosse gestanden und alles mitangesehen hätte. Da sprach er:
„Die Königstochter soll doch gegen uns nicht aufkommen," lud seine Büchse
und schoß so geschickt, daß er dem Läufer den Pferdeschädel unter dem Kopfe
wegschoß, ohne ihm wehe zu tun. Da erwachte der Läufer, sprang in
die Höhe und sah, daß sein Krug leer und die Königstochter schon weit
voraus war. Aber er verlor den Mut nicht, lief mit dem Kruge wieder
zum Brunnen zurück, schöpfte aufs neue Wasser und war noch zehn
Minuten eher als die Königstochter daheim. „Seht ihr," sprach er, „jetzt
hab' ich erst die Beine aufgehoben, vorher war's gar kein Laufen zu nennen'"
3. Wie der König die Scchsc im Feuer ersticken wollte.
Den König aber kränkte es und feine Tochter noch mehr, daß sie so
ein gemeiner abgedankter Soldat davontragen sollte, sie ratschlagten mit¬
einander, wie sie ihn samt seinen Gesellen los würden. Da sprach der
König zu ihr: „Ich habe ein Mittel gefunden, laß dir nicht bange fein,
sie sollen nicht wieder heimkommen." Und sprach zu ihnen: „Ihr sollt
euch nun zusammen lustig machen, essen und trinken," und führte sie zu
einer Stube, die hatte einen Boden von Eisen, und die Türen waren
auch von Eisen, und die Fenster waren mit eisernen Stäben verwahrt.
In der Stube war eine Tafel mit köstlichen Speisen besetzt. Da sprach der
König zu ihnen: „Geht hinein und laßt's euch wohl sein!" Und wie sie
darinnen waren, ließ er die Tür verschließen und verriegeln. Dann
ließ er den Koch kommen und befahl ihm, ein Feuer so lange unter die
Stube zu machen, bis das Eisen glühend wurde. Das tat der Koch,
und es fing an und ward den Sechsen in der Stube, während sie an der
Lasel saßen, ganz warm, und sie meinten, das käme vom Essen; als
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