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daß unser Körper immer dieselbe Temperatur in seinem Innern bewahren
könnte, wenn er nicht zeitweise mehr Wärme als sonst erzeugte oder in sich
aufspeicherte und nach Bedürfnis zeitweise auch mehr Wärme als gewöhn¬
lich nach außen abgäbe.
Unser Körper erzeugt fortwährend eine größere Wärmemenge.
Dies geschieht durch alle die unzählbaren inneren chemischen Vorgänge,
welche einem Verbrennungsprozeß gleichzustellen sind. Man schätzt mit
annähernder Genauigkeit, daß diese Wärmemenge bei einem 82 kg- schweren
Menschen in 24 Stunden etwa 2 700 000 sogenannte Wärmeeinheiten
beträgt. Das ist gerade genug, um 82 kg Wasser von 0° bis auf
38,38° C. zu erwärmen. Diese Wärme geht zum größten Teile durch
Abkühlung an der Körperoberfläche verloren, und zwar um so mehr, je
kälter unsere Umgebung ist. Bei größerer Kälte wird vom Körper aber
auch mehr Wärme erzeugt, indem die äußere Kälte unwillkürlich zu stärkerer
Nahrungsaufnahme und zu lebhafterer Bewegung hintreibt, zu Lebensvor¬
gängen also, welche mit reichlicherer Verbrennung von Stoff und stärkerer
Wärmebildung verbunden sind.
Eine größere Kälte der Umgebung bewirkt, daß unsere Haut
trockener und blutärmer wird, indem die Blutgefäße in der Haut sich er¬
heblich verengern und das Blut nach dem Innern des Körpers treiben.
Somit wird die Blutmasse der Abkühlung weniger ausgesetzt, und die
trockene Haut bildet gleichzeitig eine wärmere Decke. Was wir als Frost¬
schauer empfinden, ist nichts als eine krampfartige Zusammenziehung inner¬
halb der Haut. Im Gegensatz hierzu bewirkt die größere Wärme der
Luft eine Erweiterung der Hautgesäße. Die Haut wird rot, blutreich,
feucht. Jetzt kann nicht nur das Blut stärker abgekühlt werden, sondern es
erfolgt auch eine besonders starke Abkühlung durch die Verdunstung des
aus der Haut ausgetretenen Schweißes, letzteres um so mehr, je trockener
und bewegter die äußere Lust ist. Außerdem neigen wir bei heißer Tem¬
peratur mehr zur Ruhe und Trägheit und mögen weniger Nahrung zu
uns nehmen. So groß aber auch die Unterschiede sind, welche durch diese
verschiedene Einrichtung des Körpers für die Außentemperatur hervor¬
gebracht werden, sie reichen doch bei weitem nicht aus, um ohne weitere
Hilfsmittel unsere Jnnenwärme auf demselben Grade zu erhalten. Diese
weiteren Hilfsmittel sind außer der Wohnung und Heizung die Kleidung.
Der Hauptzweck der Kleidung ist, unseren Körper gegen die Kälte zu
schützen, mit anderen Worten, ihn vor zu starker Abkühlung zu bewahren.
Dieser Zweck wird um so eher erreicht, nicht je dichter, sondern vielmehr
je lockerer und poröser die Kleiderstoffe sind. Gepreßte Watte hält
—-j