Full text: Haus und Welt (Bd. 3)

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Baumes und wähnten sich hier sicher; doch er eilt auch dorthin, 
und sie werden hier seine Beute. 
Alle Teile des Spechtes sind auf seine Lebensart berechnet. 
Seine Zunge ist lang und dünn, und er vermag sie sehr weit 
aus dem Schnabel vorzustrecken. Sie ist nicht wie andere Zungen 
fleischig und weich, sondern hart und spitz, so scharf wie eine 
Nadel. Dazu ist sie wie ein Pfeil mit vielen feinen Widerhaken 
versehen. Mit dieser sonderbaren Waffe sticht er blitzschnell in 
die kleinen Wurmlöcher, spielst die Käferlarven an, zieht sie 
heraus und verzehrt sie mit grossem Wohlbehagen. Im Winter 
fehlt ihm freilich diese Fleischnahrung, und er muss sich nach 
anderer Kost umsehen. Dann sucht er Nüsse von Buchen und 
Haseln oder fasst mit den Füssen die Tannenzapfen und pickt 
die Samenkörnchen heraus. 
Viele von den Löchern, welche der Specht bei seinem 
Würmersuchen in die Bäume haut, kommen andern, kleinern 
Vögeln sehr erwünscht, um sie als Wohnung zu benutzen. Meisen, 
Stare und Spechtmeisen bauen in dieselben ihre Nester, und der 
letztgenannte Vogel klebt mit Lehm so viel von der grossen 
Öffnung zu, dass nur eben noch Platz genug übrigbleibt, um 
selbst durchzukommen. So ist der Specht recht eigentlich der 
Zimmermann der Vögel, der ihnen Häuser baut. Doch vergisst 
er auch nicht, für sich selbst zu sorgen. Im Frühjahre sucht er 
in Gemeinschaft mit seinem Weibchen einen geeigneten Baum 
und hackt in ihn ein tiefes Loch, wohl zwei Spannen lang, schräg 
in den Baum, erweitert es dann innen und glättet ganz sauber 
die Wände des sichern Gemaches. Vorsichtig trägt er alle Späne 
ein gutes Stück von dem Baume weg, damit kein böser Knabe 
es an ihnen merken soll, dass er hier seine Eier und seine 
Jungen habe. Auf die feinen Holzspäne oder das Wurmmehl 
legt das Weibchen schöne weifse Eier und brütet die Jungen 
aus. Eifrigst fliegen die beiden Alten dann herum und bringen 
unermüdlich Futter für die Kleinen. 
Nun — erzählt ein altes Märchen — muss derjenige, der 
reich werden will, ans Spechtnest gehen und, sobald der alte 
Specht nach Nahrung ausgeflogen, einen Holzkeil in die Öffnung 
schlagen. Wenn der Specht zurückkehrt und sein Nest ver¬ 
schlossen findet, fliegt er — so sagt das Märchen — eiligst fort 
und sucht die Springwurzel, hält sie an den Nesteingang, und
	        
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