Full text: Haus und Welt (Bd. 3)

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Erst in der Neuzeit bat der Mensch die Benutzung der 
Steinkohlen im grossen gelernt. Die alten Römer scheinen sie 
noch nicht gekannt zu haben. Ja, als Aneas Sylvius, der Ge¬ 
heimschreiber Kaiser Friedrich III., um die Mitte des 15. Jahr¬ 
hunderts nach Schottland kam, staunte er, dass man den Armen 
schwarze Steine als Almosen gab. 
Aber ist denn nicht zu befürchten, dass die Steinkohlen¬ 
gruben einst erschöpft sein werden? Glücklicherweise ist zu 
dieser Besorgnis kein Grund vorhanden. Man hat schon oftmals 
Wahrscheinlichkeitsrechnungen darüber aufgestellt. Dabei hat 
sich unter andern ergeben, dass die Gruben von Newcastle 
wenigstens noch tausend Jahre lang ihren jetzigen Ertrag geben 
werden. Gewiss werden aber auch noch immer mehr Steinkohlen¬ 
lager entdeckt und ausgebeutet werden. 
Die Steinkohlen — die schwarzen Diamanten der Erde — 
sind es wohl wert, nach ihrem Wie, Wann und Woher zu fragen. 
Nach ihrer äusseren Beschaffenheit unterscheidet man fol¬ 
gende Arten: 
Die Kannel-Kohle, die Schiefer- oder Blätterkohle, 
die Russkohle und die mineralische Holzkohle oder Faser¬ 
kohle. 
Wie und wo findet sich nun die Steinkohle? Die Tiefe, 
aus der man die Steinkohle hervorholt, muss man sich nicht sehr 
bedeutend denken, wenn es auch Schachte giebt, in denen man 
die höchsten Kirchtürme mehrmals übereinander stellen könnte. 
Die Zeit, wo die Steinkohlen oder vielmehr die Massen, aus 
denen sie entstanden sind, einstmals auf der Erdoberfläche zu 
Tage lagen, liegt viele Tausende von Jahren hinter uns. Da¬ 
mals gewährte ein Wald einen ganz anderen Anblick, als jetzt, 
auf irgend einem Teile der Erde, mögen wir nun die Laub- und 
Nadelwaldungen unserer gemässigten und nördlichen Zone, oder die 
üppigen Urwälder Amerikas damit vergleichen. Wir finden in der 
Steinkohle nichts, was uns auf das Vorhandensein von Lanbholz- 
bäumen Schliessen liesse. Heute bilden ähnliche Pflanzen, wie sie 
damals ganz allein den Erdkreis bedeckten, nur einen kleinen 
Bruchteil unserer Pflanzenwelt. Ein anderer Unterschied ist der: 
wo man auch Steinkohlen gegraben hat, überall deuten die Ab¬ 
drücke, welche wir in den Gesteinen finden, und die übrigen 
Reste im wesentlichen auf eine gleichartige Pflanzenwelt. Daraus
	        
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