117 
84. Soldaten-Morgenlied. 
(Schenkendorf.) 
Erhebt euch von der Erde, 
ihr Schläfer, aus der Ruh; 
schon wiehern uns die Pferde 
den guten Morgen zu. 
Die lieben Waffen glänzen 
so hell im Morgenrot; 
man träumt von Siegeskränzeip 
mau denkt auch an den Tod. 
Du reicher Gott, in Gnaden 
schau her vom blauen Zelt; 
du selbst hast uns geladen 
in dieses Waffenfeld. 
Laß uns vor dir bestehen 
und gieb uns heute Sieg; 
die Christenbanner wehen, 
dein ist, o Herr, der Krieg. 
Ein Morgen soll uns kommen, 
ein Morgen, mild und klar; 
sein harren alle Frommen, 
ihn schaut der Engel Schar. 
Bald scheint er sonder Hülle 
auf jeden deutschen Mann. 
O brich, du Tag der Fülle, 
du Freiheitstag, brich an. 
Dann Klang von allen Türmen 
und Klang ans jeder Brust 
und Ruhe nach den Stürmen 
und Lieb' und Lebenslust. 
Es schallt auf allen Wegen 
ein frohes Siegsgefchrei; 
und wir, ihr wackern Degen, 
wir waren auch dabei! 
85. Die Völkerschlacht bei Leipzig. Den 18. und 19. Oktober 
1819. 
(Nach Kohlrausch.) 
Der große Tag brach an, da der angemaßte Siegeskranz von Napoleons 
Haupte gerissen werden sollte. Europa stand zum Kampfe gegen einander. 
Von allen seinen Grenzen waren die Krieger versammelt und kämpften eine 
große Völkerschlacht. 
Von drei Seiten sollte der Angriff auf den starken Halbkreis geschehen, 
den Napoleon um Leipzig gezogen hatte. Von Mitternacht durch den Kron¬ 
prinzen von Schweden und das schlesische Heer; von Morgen her durch 
Bennigsen, der außer seinen Russen auch die Österreicher unter Klenau und 
eine preußische Abteilung unter Zieteu befehligte. Von der Mittagsfeite 
aber mußte der Hauptangriff kommen, weil hier noch immer Napoleons 
Stärke war. Der Oberfeldherr teilte sein Heer daselbst in zwei große 
Haufen; der erste waren die Russen und Preußen unter Wittgenstein und 
Kleist, die über Wachau den französischen Mittelpunkt angreifen sollten; der 
zweite aber, der Kern des österreichischen Heeres unter dem Erbprinzen von 
Hessen-Homburg, sollte den Poniatowsky von der Pleiße verdrängen und 
nach Leipzig zurückwerfen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.