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Marsch all Macdonald an. Der Marschall behauptete sich sehr tapfer, be¬
sonders in Holzhansen, welches mehrmals erstürmt und wieder verloren wurde.
Dennoch eroberten die Österreicher gegen 2 Uhr nachmittags dieses Dorf,
die Preußen aber Znckelhansen, und Macdonald zog sich nach Stötteritz
zurück, welches nahe bei Probstheida liegt. Um diese beiden Orte drängte
sich der übrig gebliebene Kern des französischen Mittelpunktes zusammen und
behauptete sich bis in die Nacht.
Der linke Flügel aber unter Ney litt an diesem Tage die härteste
Niederlage. Ney sollte den ganzen Strich Landes von Macdonald an bis
an die Parthe beschützen; da kam aber das Nordheer und Blücher über ihn
und ließen ihm nicht Rast und Ruhe, bis er ganz nahe an Leipzig Heran¬
getrieben war. — Früh morgens den 18. hatte Feldherr Blücher mit den:
Kronprinzen von Schweden eine Unterredung zu Breitenfeld. Der Kronprinz,
der seine Schweden gern schonen wollte, verlangte, daß ihm von dem schle¬
sischen Heere 30 000 Mann an diesem Tage geliehen würden, wenn er über
die Parthe gehen und den Ney herzhaft angreifen sollte. „Wohl!" sprach
der alte Held, „aber ich will sie selbst anführen; denn es ist die größere
Hälfte meines Heeres, das bei Möckern soeben den blutigen Strauß be¬
standen hat." Das war edel von dem Greise und recht deutsch gedacht,
daß er sich selbst unter den Befehl des viel jüngeren Mannes stellte für das
Gelingen der Sache. Und sogleich legte er auch Hand an das Werk. Der
Kronprinz wollte das ganze nun vereinigte Heer von 100 000 Mann auf
einem weiten Umwege bei Taucha über die Parthe setzen lassen, um an den
. Feind zu kommen. Blücher aber berechnete, daß der Übergang von so vielen
Tausenden über eine Brücke bis in die Nacht dauern und der kostbare Tag
verloren sein würde. Da faßte er rasch seinen Entschluß und ging mit den
unverzagten Russen gleich bei Mockau, viel näher bei Leipzig, durchs Wasser,
obwohl das Fußvolk bis an den Gürtel hineinfiel, und meldete dann dem
Kronprinzen, er sei schon hinüber und warte seiner weitern Befehle. Die
Franzosen zogen sich eilig gegen Schönfeld zurück. Nun drang das Nord¬
heer von Taucha her weiter vor und füllte den Raum zwischen Blücher
rechts und Bennigsen links, so daß der Ring von dieser Seite geschlossen
war. Er zog sich immer enger und blutiger um die Franzosen zusammen.
Langeron mit den Russen bestürmte Schönfeld. Bier Stunden währte der
Kampf, und immer neue Haufen traten von beiden Seiten auf den Platz;
endlich zwischen 5 und 6 Uhr abends, als schon Dorf und Kirche brannten,
verließen es die Franzosen und zogen sich bis hart an die Thore von
Leipzig zurück. Ney und Reynier, die das freie Feld über Pannsdorf hin¬
aus behaupten sollten, wurden am Nachmittage von dem Nordheer gleichfalls